der
der Methode
Prüfung
Metaphysiker.
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durch so zahlreiche Beobachtungen leisten, dass die Störungen aus-
geschieden werden, oder durch so feine Experimente, dass die Phä-
nomene isolirt werden. Eine von diesen Bedingungen ist Wesentlich
für alle inductive Wissenschaft, aber keiner von ihnen unter-
wirft sich der liletaphysiker. Die Phänomene zu isoliren ist für
ihn eine Unmöglichkeit; denn kein Mensch, in welche Ekstase er
sich auch versetzen mag, kann sich gänzlich von allen Einflüssen
ausserer Vorgänge absondern, diese aber üben auf seinen Geist
eine Wirkung aus , wenn er sich auch ihrer Gegenwart nicht be-
wusst ist. Der andercn Bedingung bietet der Metaphysiker offen
Trotz, denn das ganze System gründet sich auf die Voraussetzung,
dass durch das Studium eines Geistes er die Gesetze aller Geister
erhalten könne; während er also einerseits seine Beobachtungen
nicht von Störungen frei halten kann, schlägt er auf der anderen
Seite die einzige noch übrige Vorsicht aus, er will seine Beob-
achtung nicht ausdehnen, um die Störungen, welche sie trüben, zu
entfernenß)
Dies ist der erste und wesentliche Einwurf, dem sich die Mc-
taphysiker aussetzen und zwar gleich an der Schwelle ihrer Wissen-
schaft. Wenn wir aber ein wenig tiefer eindringen, werden Wir
noch etwas anderes entdecken, welches zwar nicht so augenschein-
lich, aber eben so entscheidend ist. Nachdem der Nletaphysiker
erkennt der Engländer natürlich an: das in du ctive Verfahren, aus verglichenen
Erfahrungen allgemeine Resultate, Gedanken, zu abstrahiren. Was wir Deutsche Logik
und Metaphysik nennen: die kritische Entwickelung aller Gcdankenbcstimmungen.
kennt der Engländer nicht. Er operirt mit festen Deünitionen und mit dem Schema
der alten formalen Logik.
3) Diese Bemerkungen passen nur auf die, welche der rein metaphysischen Me-
thode folgen. Es giebt jedoch einige wenige Mctaphysiker, unter denen Cousin der
ausgezeichnetste in Frankreich ist, in deren Werken wir höhere Gesichtspunkte ünden,
und den Versuch, historische und metaphysische Forschungen mit einander zu verbin-
den, wodurch sie die Nothwendigkeit, ihre ursprünglichen Speculationen zu prüfen,
anerkennen. Gegen diese Methode lässt sich nichts sagen, vorausgesetzt, dass die.
metaphysischen Schlüsse nur als Hypothesen betrachtet werden, welche erst auf ihre
Wahrheit geprüft werden müssen, um. zu Theorien erhoben zu werden. Aber statt
dieses vorsichtigen Verfahrens wird die Hypothese fast immer so behandelt, als wenn
sie schon eine bewiesene Theorie wäre, und als ob nichts übrig bliebe, als nur histo-
rische Erläuterungen zu den Wahrheiten zu geben, die der Psychologe aufgestellt hat.
Diese unklare Verwechselung von Erläuterung und Bcwahrheitung scheint der allge-
meine Fehler derjenigen zu sein, welche, wie Vico und Fichte, über historische
Phänomene a priori speculiren.