Drittes
Kapitel.
Prüfung der Methode der Metaphysiker
geistiger Gesetze.
zur Entdeckung
Die bisherige Darstellung beweist zwei Hauptthatsachen, die,
wenn sie nicht angefochten werden können, die nothwendige Grund-
lage der Universalgeschichte sind. Die erste Thatsache ist, dass
in den aussereuropäischen Culturländern die Naturkräfte viel grösser
waren als in den Europäischen. Die zweite Thatsache ist, dass
diese Kräfte ungeheures Unheil angerichtet, und dass ein Theil
derselben eine ungleiche Vertheilung des Reichthums, ein anderer
eine ungleiche Vertheilung des Gedankens verursacht hat, dies letz-
tere durch die feste Richtung der Aufmerksamkeit auf Gegenstände,
welche die Phantasie enttlammen. So weit die Erfahrung der Ver-
gangenheit uns leiten kann, müssen wir sagen, dass in allen ausser-
europäischen Culturländern diese Hindernisse unübersteiglich waren,
wenigstens hat sie bis jetzt noch keine Nation überwunden. Aber
in Europa, das auf einem bescheideneren Fusse eingerichtet ist
als die anderen Welttheile, das kälter gelegen war, einen weniger
üppigen Boden hatte, weniger imposante Naturcrscheinungen und
überhaupt eine schwächere Natur entfaltete, in Europa wurde es
dem Menschen leichter, sich des Aberglaubens zu enthalten, wel-
chen die Natur seiner Phantasie entgegenbrachte; und ebenso wurde
es ihm leichter, wenn auch nicht gerade eine gerechte Vertheilung
des eReichthums, doch einen Zustand zu erreichen, der ihr näher
kam, als es in den älteren Culturländern möglich gewesen war.
Daher ist im Ganzen in Europa die Richtung der Weltge-
schichte gewesen, die Natur dem Menschen, ausser Europa den
Menschen der Natur unter-zuordnen. Dies leidet in barbarischen
Ländern einige Ausnahmen, in civilisirten hingegen ist die Regel
durchgängig gewesen. Der grosse Unterschied zwischen Europäi-
scher und Nichteuropäischer Civilisation ist daher die Grundlage
der Philosophie der Geschichte, denn er giebt uns die wichtige
Betrachtung an die Hand, dass wir z. B. um die Geschichte Indiens
Buckle, Gesch. d. (Zivilisation. I. Q