der Naturgesetze.
Einiiuss
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Schlüsse vorbereiten, die wir daraus ziehen. Von den Naturereig-
nissen, welche die Unsicherheit des Menschen erhöhen, sind Erd-
beben wohl das Hervorstechendste, sowohl wegen der vielen Men-
schenleben, die dabei verloren gehen, als auch wegen ihres plötz-
lichen und unerwarteten Auftretens. Man hat Ursache zu glauben,
dass sie immer durch atmosphärische Veränderungen eingeleitet wer-
den, dass diese unmittelbar das Nervensystem berühren und so na-
türlicher Weise geeignet sind, die Verstandeskräfte zu schwächen. ' 8 9)
Wie dem aber auch sei, daran, dass sie besondere Gedanken-
Verbindungen und stehende Vorstellungen hervorbringen, lasst sich
nicht zweifeln. Der Schrecken, den sie einfiössen, erregt die Phan-
tasie in einem schmerzlichen Grade, überwiegt das Urtheil und
macht den Menschen zu abergläubischen Vorstellungen geneigt.
Und höchst merkwürdig ist es, dass Wiederholung, weit entfernt
diese Gefühle abzustumpfen, sie vielmehr nur tiefer aufregt. In
Peru, wo Erdbeben gewöhnlicher sind, als in irgend einem anderen
Landef 9 o) erhöht jedes neue Unglück die allgemeine Entmuthigung,
S0 dass manchmal die Furcht fast unerträglich wirdW-H) Das Ge-
müth wird so fortdauernd beunruhigt; und wenn der Mensch die
ernstlichsten Gefahren vor sich sieht, die er weder vermeiden noch
begreifen kann, so überzeugt er sich von seiner Schwäche und von
der Unzulänglichkeit seiner Hülfsmittelß") In demselben Maasse
'89) "Unc auymenlation de Päleelrieite s'y mamfeste aussi presque toujours, et ils
sont gänäralerneazt amzoreäs przr le mugissenze-nt des bestiaux, per Flnquiätude des um'-
maux domestiqrles, et dems les lzommes par eeile sorte de malalse, qm" en Europa prä-
cede les orages dems- les pe-rsonnes rzerreuses." Ouvier, Progres des seienees I, 265.
Von diesem "Vorgefühl" spricht auch Von Hoif in Mallefs Abhandlung über Erdbeben,
Brit. association for 1850, 68, und Tsolludi, Peru 165. Ebenso Niekols, Illustration-r
"f the 18. eenmry IV, 50-1. Die wahrscheinliche Verbindung zwischen Erdbeben und
Electricität bemerkt Balsewell, Geology 434.
490) JIPOuZloeh, Geogr. diet. 1849, II, 499. Dr. Tschudi sagt (Trau. in Peru 162)?
"Im Durchschnitt rechnet man in Lima jährlich 45 Erdstösse." S. 43, 75, 87, 90-
494) Dr. Tschudi (Peru 170) sagt von dem panischen Schrecken: "Keine Gewöh-
nung an die Erscheinung kann dies Gefühl abstumpfen." Beale (South See wkaling
vogayes p. 205) bemerkt dies besonders von alten Leuten. S. Darwirlfs Journal 422,
423, und Ward (Mm. II, 55) sagt über die Erdbeben in Mexiko: "Die Eingeborenen
bemerken die leichteren Stösse eher und werden mehr dadurch beunruhigt, als die
Fremden." Ueber die physiologischen Wirkungen der Furcht bei Erdbeben s. die merk-
würdige Darstellung von Osiander in Burdaelüs Physiologie eomme seienee Webserve-
tizm II, 223, 224.
499) Stephans (Oemfral Amen-im I, 383) sagt bei Gelegenheit eines Erdbebens:
"Niemalg bin ich mir so hüliios vorgekommen, als damals." Vergl. Trammc. of soc.
Of Bombay III, 93 und die Note zu S. 105.