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der Naturgesetze.
Einiiuss
zu bezahlen; die Vornehmen und die Geistlichkeit waren ganz
freiW") Da jedoch in einem solchen Zustande der Gesellschaft
das Volk kein Eigenthum erwerben konnte, so mussten sie die
Kosten der Regierung durch ihre persönliche Arbeit zahlen, die
gänzlich unter dem Befehl des Staates stand! 7 f) Zugleich be-
griffen die Herrscher des Landes sehr gut, dass sich mit einem
solchen System ein Gefühl persönlicher Unabhängigkeit nicht ver-
trüge; sie entwarfen daher Gesetze, wodurch das Betragen der
Unterworfenen bis ins Kleinste überwacht War. Das Volk War so
gefesselt, dass es ohne Erlaubniss der Regierung weder seinen
Wohnort noch seine Kleider ändern konnte. Jedem Einzelnen
schrieb das Gesetz das Gewerbe vor, das er treiben, die Kleider,
die er tragen, die Frau, die er nehmen und die Vergnügungen,
die er sich machen sollte! l i) Bei den Mexikanern war der Ver-
lauf der Dinge ein ähnlicher; dieselben natürlichen Bedingungen
hatten denselben Erfolg. In dem wichtigsten Punkte, im Zustande
des Volks waren Mexiko und Peru Seitenstücke zu einander. Bei
manchen geringeren Verschiedenheiten" 3) stimmten beide darin
470) "Die Mitglieder des königlichen Hauses, die Grossen, selbst die Staatsdiener
und die zahlreichen Priester waren alle frei von Abgaben. Das Volk hatte alle Kosten
der Regierung zu tragen." PrescoWs Histary qf Peru I, 56.
m) Ondegardo sagt ausdrücklich: „Die Arbeit der Personen war die einzige Art
der Abgabe, weil sie nichts Anderes besessen." Presaottäe Peru I, 57. S. JIrPCzelloclUs
Researches, 359. In Mexiko war der Zustand ganz der nämliche: „Le petit peuple,
qui m: possedait point de biens-fonds, et qui ne faisait point de covnvneree, payait sa
part des taxes en irzwazox de dqflfrents genres; c'e'taz't pur lui que les terv-es de la
couronne ätaient cultmfes, les ouvmges publics exäczatäs, e! [es diverses maisons apparte-
nuntes ä Fempereur eonstruites ou entretenues." Lareozaudiärds Mexique, 39.
m) Prescott bemerkt dies mit Erstaunen und doch ist es unter solchen Umständen
ganz natürlich. Er sagt in der Ifistory of Peru I, 159: Bei dieser ausserordentlichen
Verfassung war ein Volk, das in manchen socialen Verfeinerungen Fortschritte ge-
macht und Geschick in Fabrikation und Ackerbau hatte, mit dem Geld; unbekannt,
Sie hatten nichts, was den Namen des Eigenthums verdiente. Sie konnten kein Hand-
werk treiben, keine Arbeit unternehmen, keinem Vergnügen nachgehen, das nicht aus-
drücklich durch das Gesetz bestimmt war. Sie konnten weder ihre Wohnung noch
ihre Kleider ohneaErlaubniss von der Regierung verändern. Sie konnten nicht einmal
die Freiheit ausüben, welche in andern Ländern selbst dem Niedrigsten gelassen wird,
sich ihre Weiber selbst zu wählen.
473) Prichard, Physieul 7158101?! v, 457: Sagt, die Mexikaner wären grausamer als
die Peruaner. Wir wissen nicht, ob dies von natürlichen oder socialen Ursachen her-
rührt. Eerder nennt Peru den gebildetsten Staat dieses Welttheils. Ideen zur Ge-
schichte I, 33.