der Naturgesetze.
Einiiuss
9a
ist sehr bemerkenswerth, dass Brasilien, das Land mit den mach-
tigsten natürlichen Hülfsquellen, wo sich Früchte und Thiere im
gfössten Uebertluss finden, wo der Boden durch die schönsten Flüsse
bewässert wird und die Küsten mit den trefiiichsten Häfen über-
säiet sind, dass dies grosse Land, mehr als 12 Mal so gross
als Frankreich, nur 6 Millionen Einwohner hatßä?)
Diese Betrachtungen erklären es hinlänglich, warum in ganz
Brasilien keine Monumente auch nur der unvollkommensten Civili-
sation zu finden sind; nirgends ein Zeichen, dass die Bewohner
sich je über den Zustand erhoben, in welchem sie bei der Ent-
deckung gefunden wurden. Aber Brasilien gerade gegenüber liegt
ein andres Land, zwar unter demselben Breitengrade und auf
demselben Continent, aber unter andern Naturbedingungen; und so
ist es der Schauplatz für ganz andre sociale Ergebnisse geworden.
Dies ist das berühmte Reich Peru, welches den ganzen südlichen
Wendekreis umfasste und aus Gründen, die wir so eben angegeben,
ganz natürlich der einzige Punkt Südamerikas war, wo eine Art
(Zivilisation erreicht werden konnte. ln Brasilien wurde die Hitze
von einer zweifachen Bewässerung begleitet, zuerst von der des
grossen Flusssystems der Ostküste, dann von der reichen Feuchtig-
keit, welche die Passatwinde ablagern. Aus dieser Combination
entsprang jene Fruchtbarkeit ohne Gleichen, welche den Zwecken
des Menschen im Wege ist und durch ihr Uebcrmaass seinen Fort-
schritt hemmt, den sie mit einem geringeren Maasse würde ge-
fordert haben. Denn, wie wir gesehen haben, wenn die Zeugungs-
kraft der Natur einen gewissen Grad überschreitet, kann die un-
vollkommene Kenntniss des uncivilisirten Menschen ihr nicht Stand
halten oder sie irgendwie zu seinem Vortheil verwenden. Wenn
hingegen diese Kraft sehr thätig ist, aber doch innerhalb einer be-
zähmbaren Entwickelung stehen bleibt, so entstehen Zustände, wie
wir sie in Asien und Afrika kennen lernten, wo der Reiehthum
der Natur, statt den socialen Fortschritt zu hindern, ihn forderte,
456) Während des gegenwärtigen Jahrhunderts ist die Bevölkerung Brasiliens zu
verschiedenen Zeiten verschieden angegeben werden, von 7 zu 4 Millionen. Humboldt,
Nouv. Espagne II, 855; Gar-einer? Brazil, 12; M'C'ulloclt's Geogr. divi- 1849, I, 430,
43-1. Walsh I, 248, beschreibt Brasilien "als ein Land von überschwenglicher Frucht-
barkeit, aber fast ohne Bewohner." Dies war 1828 und 1829- Seitdem ist die Euro-
päische Bevölkerung gewachsen; 6 Millionen scheint aber eine ziemlich genaue Schätzung
Zu sein. Alison (Hisi. of Europa X, 229) giebt 5 Mill. an, unterschätzt aber auch die
Ausdehnung des Landes.