Volltext: Geschichte der Civilisation in England (Bd. 1, Abth. 1)

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Einfluss 
der Naturgesetze. 
über Brasilien aus, welches dadurch oft von den verwüstendsten 
Strömen überschwemmt wird. '49) Diese reichliche Bewässerung 
wird noch von jenem mächtigen Flusssystem des östlichen Amerika 
unterstützt und hat in Verbindung mit der Hitze den Boden zu 
einer Productivität aufgestachelt, die nirgends in der Welt ihres 
Gleichen hat. 4 5 o) 
Brasilien, das beinahe so gross ist, als ganz Europa, ist mit 
einer Vegetation von unglaublichem Reichthum übersäet. Ihr Wachs- 
thum ist so üppig und strotzend, dass die Natur in ihrer zügel- 
losen Kraftfülle zu schwelgen scheint. Ein grosser Theil dieses 
ausgedehnten Landes ist mit dichtverschlungenen Wäldern gefüllt, 
deren noble Bäume in unerreichbarer Schönheit blühen, durch tau- 
send Farben entzücken und mit unerschöpfiicher Verschwendung 
ihre Producte darbieten. In ihren Wipfeln schweben Vögel mit 
prächtigem Geüeder, die in ihren schattigen und erhabenen Lauben 
nisten. Unten sind ihre Wurzeln und Stämme von Gebüsch um- 
drängt, von Schlingpiianzen und unzähligen Schmarozergewächsen, 
die alle mit Schwärmen von Thieren bedeckt sind. Myriaden von 
Insecten aller Art, Reptilien von auffallender und eigner Bildung, 
Schlangen und Eidechsen bunt von gefährlicher Schönheit, sie alle 
finden ihren Unterhalt in dieser gewaltigen Werkstatt, in diesem 
Speicher der Natur. Und damit diesem Wunderlande nichts fehle, 
sind seine Wälder von mächtigen Wiesen eingefasst, die von Hitze 
und Feuchtung dampfen und zahllosen Heerden wilden Viehes Nah- 
rung gewähren, die in ihren Weidekräutern sich pflegen und mästen, 
während die angrenzenden Ebenen von einem andern Leben strotzen 
und den gelenksten und wildesten Raubthieren zur Wohnung die- 
149) Ueber den Regen in Brasilien s. Danielll-r Metearological essays, 335; Dar- 
wMs Journal II, 33; Spix und Martius, Twwels in Brazil II, 113; Gardnerär Travels 
in Brazvil, 53, 99, 114, 175, 233, 394. 
450) Dr. Gardner, der diese Dinge mit den Augen eines Botanikers ansah, sagt, 
bei Rio de Janeiro wäre Hitze und Feuchtigkeit in solchem Ueberfluss, dass sie auch 
den ärmsten Boden befruchteten, so dass Felsen, wo man kaum die Spur von Erde 
bemerkte, mit Vellozien, Tillandsien, Melastomaccen, Cactus, Orchideen und Fan- 
kräutem bedeckt wären und alle kräftig wüchsen; Travels in Brazil, 9; s. auch Walsh, 
Bmzgl 11, 297, 298, wo er eine merkwürdige Beschreibung der Regenzeit giebti 
"Acht oder neun Stunden des Tages hatte ich mehrere Wochen lang kein trockenes 
Hemd am Leibe, und die Kleider, die ich des Abends auszog, musste ich des Mor- 
gens ganz nass wieder anziehen; wenn es nicht regnete, was sehr selten wer, schien 
hier und da eine brennende Sonne, und wir wanderten dampfend weiter und dünsteten 
in der Hitze unsere Feuchtigkeit aus, als ob wir uns in Dampf auflösen Wollten-u
	        
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