Volltext: Styl-Lehre der architektonischen Formen des Mittelalters (Bd. 2)

Styl. 
Der gothische 
South und an vielen anderen Orten, an. Das reiche Leisten- und Stab- 
werk der Holzdecken fand auch an wirklich gewölbten Decken Nach- 
ahmung und führte endlich zu jenen reich gegliederten Decken, die 
man als Fächer- oder Palmengewölbe bezeichnet. 
Solche Gewölbe sind in der Ladycapelle der Kathedrale von Peter- 
borough, in dei-Katheclrale von Canterbury, derKirche von Bath u.A. 
erhalten. 
III. 
Der 
deutsch-gothische 
Styl. 
Die Gothik wurde wie nach England so auch nach den deutschen 
Ländern von Frankreich aus übertragen, erfährt aber hier ihre c0n- 
sequenteste Durchbildung. Trotz derVerschiedenartigkeit der Gesammt- 
dispositionen der Baulichkeiten machen sich namentlich bei den 
grösseren mehrschifiigen Kirchen zwei Richtungen geltend, welche 
mehr oder weniger französischem EinHusse zuzuschreiben sind. Dem 
namentlich von Frankreich direct übertragenen Kathedralbaue mit 
basilikaler Anlage tritt der Hallenbau mit gleich hohen Kirchen- 
schiffen als charakteristisch deutsche Anlage gegenüber. Ausserdem 
kommen, wenn auch in geringer Zahl, Centralbauten zur Ausführung. 
Noch mehr als in den französischen Werken tritt hier in der 
Gesammtdisposition des Aufbaues, wie in der Gliederung der ein- 
zelnen Theile eine vorherrschende Höhenentwickelung zu Tage und 
eine Reducirung der baulichen Massen auf das zulässigste Mass, 
gleicherzeit wird der Eindruck des Aufstrebenden noch erhöht durch 
die fast völlige Beseitigung alles horizontalen Lineamentes und die 
volle Betonung der Verticalrichtung durch reiches dieser Richtung 
folgendes Lineament an den Pfeilern und in den Fenstern. Die letzte 
und äusserste Consequenz des gothischen Styles macht sich aber 
an den hohen in einen spitzen Helm endigenden Thurmbauten geltend. 
Nach den verschiedenen Ländern und Oertlichkeiten, in denen 
der französische Styl direct oder von anderen Einflüssen umgebildet 
Aufnahme fand, machen sich verschiedene Variationen des Styles 
bemerkbar, so zeigen die rheinischen, hessischen, sächsischen und 
andere Bauten verschiedene Ausprägung der gothischen Formen, 
ausserdem schufen die grossen Bauunternehmungen an einzelnen 
Orten, wie die Errichtung der Dome zu Köln, Strassburg, Frei- 
burg u. s. w., einflussreiche Bauschulen, welche sich auch in anderen 
kleineren Bauten geltend machten. Wie in den Rheinlanden, macht
	        
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