Volltext: Styl-Lehre der architektonischen Formen des Mittelalters (Bd. 2)

gothische 
Der 
Styl. 
thätigkeit, der erst wieder im Laufe des fünfzehnten Jahrhunderts 
einem neuen Aufschwunge Platz macht. Auch diese Zeit der Nach- 
blüthe ist reich an Bauwerken, aber das früher festgesetzte System 
erfährt keine Weiterbildung seiner inneren Bedeutung nach, es macht 
sich vielmehr als wesentliches Moment die besonders auf das Deco- 
rative gerichtete Verwerthung und Häufung der Motive geltend. Die 
einfach strengen Linien des Baues werden nun mehr geschweift, künst- 
liche Verschlingungen und Verdrehungen machen sich im Masswerke 
an den Fialen und sonstigen Krönungen geltend und reiches Orna- 
ment wird oft ganz willkürlich in Anwendung gebracht. Die NVerke 
dieses Styles, den man mit dem Namen des Flamboyantstyles 
bezeichnet, erreichen aber nicht selten gerade in ihrer reichen deco- 
rativen Ausstattung und phantasievollen Gliederung hervorragende 
Bedeutung. 
Zu der grossen Zahl erhaltener Monumente zählen die Kirchen 
S. Ouen, S. Maclou und die Kathedrale zu Rouen, die Fagaden der 
Kathedralen von Troyes (1506 bis 1590) und Tours, die Kathedrale 
zu Orleans (1601 begonnen) u. A. 
Der 
englisch-gothische 
Styl. 
England empfängt die Formen des gothischen Styles von 
Frankreich. Seine Bauten sind aber keine sklavischen Nachbildungen 
der französischen, sondern es macht sich in der Grundrissdisposition, 
wie im Aufbau der Kirchen unter Verwerthung der gothischen 
Formen eine für die Abart des Styles charakteristische Umbildung 
geltend, welche mit dem zweiten Viertel des dreizehnten Jahrhunderts 
zur vollen Ausprägung kommt. 
Schon in der Hauptanlage des Baues treten nationale Eigen- 
thümlichkeiten ein, welche namentlich in der Vereinfachung des 
Chores und in einer bedeutenden Reducirung der Höhenentwickelung 
des Raumes bestehen. 
In der Regel sind die Kirchen langgestreckte, dreischiffige 
Bauten von hallenmässigem Charakter, Der Chor schliesst wie bei 
den Cistercienserkirchen mit gerader Wand ab, oder es wird das 
Mittelschiff in Form einer rechteckig gebildeten Capelle (wLady- 
Chapela) über den Chorschluss hinausgebaut. Fig. 68. Ein weit nach
	        
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