Volltext: Styl-Lehre der architektonischen Formen des Mittelalters (Bd. 2)

Styl. 
gothische 
Der 
ist in allen Fällen polygonal und besteht im Grundrisse unter Bezug- 
nahme auf den Anschluss an den Langbau aus einem halben Sechs, 
Acht-, Zehneck u. s. w. Die Variationen der Formen der Chorabschlüsse 
sind aber an und für sich und je nachdem sie mit ein-, zwei-, drei- 
oder fünfschifhgen Räumen in Bezug stehen, unzählige. Bei zwei- 
schifiigen Kirchen erhält jedes Schiff für sich einen polygonalen 
Abschluss oder der Abschluss liegt in der Axe der Pfeilerstellungen. 
Bei dreischiffigen Kirchen erhält jedes Schiff seinen eigenen Abschluss, 
wobei besonders fünf Seiten des Achteckes in Anwendung kommen 
und das Mittelschiff um ein Travee verlängert wird, zuweilen werden 
die Seitenschiffapsiden schräg gestellt.  
Die reichste Anordnung des Chorabschlusses zeigen die fran- 
zösischen Kathedralen. Schon im romanischen Style war bei einer 
Anzahl grösserer Kirchen die Anordnung getroffen, dass im Chor 
die Seitenschiffe als Umgang um die Mittelschiffapsis liefen und sich 
diesem Umgange von einander getrennte, runde, radial gestellte 
Apsiden anschlossen. Dasselbe kommt nun auch bei den gothischen 
fünfschifiigen Kathedralen, aber in geschlossenerer Form, zur Aus- 
führung. Der Chor ist nun wieder polygonal und besteht aus fünf 
Seiten eines Zehneckes oder sechs eines Zwölfeckes. An den Umgang 
schliesst sich ein Kranz von polygonalen Capellen, die sich jeder 
Polygonseite in radialer Richtung anfügen und unmittelbar neben- 
einander gestellt sind. Ein reiches Gewölbesystem, von der Mitte 
des Polygons ausgehend, aus Rippen und Kappen gebildet und 
von den Pfeilern oder Säulen des Umganges und den Aussenpfeilern 
gestützt, schliesst den Raum nach oben ab. 
Ausser diesen Chorabschlüssen kommen noch verschiedene 
regelmässige oder unregelmässige Formen von Abschlüssen in 
Anwendung, die sämmtlich der leichten Hantirung mit dem gothischen 
Rippengewölbe ihre Ableitung verdanken.   
Im Aeusseren der Kirchen macht sich namentlich der Thurm- 
bau geltend, doch ist die Zahl der Thürme an einer Kirche in der 
Regel keine so grosse, wie bei den romanischen Kathedralen. Während 
die ersten französisch-gothischen Kirchen noch reichlich mit Thürmen 
versehen sind, so dass in einzelnen Beispielen bis zu neun in Aus- 
führung kamen, ist deren Zahl doch zumeist nur auf einen oder 
zwei an der Westseite, wozu noch ein Vierungsthurm oder Dach- 
reiter kommt, beschränkt. Die Thurmanlage bestimmt auch gleicher- 
zeit die Hauptdisposition der Westfagade. Das Aeussere der Lang- 
wände und Chorabschlüsse geht vollkommen aus dem Gesammt-
	        
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