Styl.
gothische
Der
in Bezug auf die möglichste Reducirung der leistenden construc-
tiven Theile oder der im Vergleich der Leistung aufgewendeten
Dimensionen der Theile im grössten Gegensatze zum griechischen
Bau steht.
Auch das räumliche Verhältniss des Innenbaues wird damit
ein Anderes als in der Antike. Man trachtet die Gewölbe über
hohen Pfeilern wie schwebend und weit vom Boden hinaufgerückt
erscheinen zu lassen und gibt den Pfeilern durch reiche Proiilirung
ein höchst wirksames, senkrechtes Lineament, das den Raum noch
höher, die Gewölbe noch leichter erscheinen lässt. Der Ausdruck
des Aufstrebenden erreicht dann unter fast völliger Verläugnung
der Horizontallinien in den deutschen Thurmbauten die höchste Con-
sequenz und kommt in allen Theilen des Baues bis zu den kleinsten
Details zur vollen Geltung, so dass gewisse Zierformen, die nur
diesem Style eigen, wie Fialen, Krabben, Kreuzblumen u. A, nur
aus dem Wesen desselben zu erklären sind.
In der Hauptanlage der Kirche kommt, wie im romanischen
Style, die Form des lateinischen Kreuzes am häufigsten in Anwendung.
Bei grösseren Anlagen ist aber das Querschiff mehr gegen die Mitte
des Langbaues vorgerückt und der Chor entfaltet sich demnach zu
einer räumlich grösseren und auch reicher gegliederten Anlage. Für
die Anordnung des ganzen Baues ist auch hier die Gliederung eines
Travees bestimmend. Im romanischen Baue waren zumeist quadra-
tische Kreuzgewölbe in Anwendung gekommen. Im Langhause
kamen auf ein Gewölbe des Mittelsohiffes zwei Gewölbe der Seiten-
schiffe, mit Rücksicht hierauf wechselten stärkere und schwächere
Pfeiler der Längsrichtung des Inneren nach mit einander ab, wobei
ein Joch des Mittelschiffes zwei Arkaden umfasste. (Siehe Fig. 37.)
Im gothischen Bau wird diese Anordnung wesentlich vereinfacht,
wozu die Form des Spitzbogens, der bei gleicher Pfeilhöhe in
verschiedener Spannweite ausgeführt werden konnte, im günstigen
Sinne zu statten kam. Die Kreuzgewölbe im Mittelschiffe werden
nun durchweg rechteckig gebildet. Auf ein Kreuzgewölbe des Mittel-
schiffes kommt je ein Kreuzgewölbe der Seitenschiffe. Fig. 63. Die
Pfeiler sind nun sämmtlich von gleicher Form und Starke und
beziehen sich gleichmässig auf Mittel- und Seitenschiffgewölbe. Es
erwächst hieraus eine leichtere Verwerthung der Travees bei der
Aneinanderreihung derselben, eine grössere NVeite des Raumes bei
reicherem, senkrechtem Lineamente, das dem Raume den Ausdruck
noch grösserer Höhe, als er thatsächlich besitzt, gibt. Bei der