III.
Der
gothisehe
Stylf
Der gothische Styl entwickelt sich aus dem romanischen, tritt
aber sehr bald in volle Unabhängigkeit von dem letzteren, so dass
das bauliche System des Styles in seiner vollen Ausprägung dem
des romanischen geradezu entgegengesetzt ist. Die Gothik geht von
Frankreich aus und wird als unter dem EinHusse des Abtes Suger
von S. Denis entstanden bezeichnet. Die Verwerthung des orienta-
lischen Spitzbogens, den wir schon in den Bauten Palermos trafen, in
der Schule von F ranzien (Isle de France) führte hier zu der bestimmenden
Umbildung des ganzen Bausystems.
Die Bezeichnung des Styles als gothischer hat mit dem Volke
der Gothen direct nichts zu schaffen, sie wird erst im sechzehnten
Jahrhundert in Italien gang und gäbe und im verächtlichen Sinne
gebraucht, man wollte damit den Styl als einen barbarischen von
Auswärts eingeführten kennzeichnen.
Während die mittelalterliche Baukunst bis ins dreizehnte Jahr-
hundert ihre Baumeister namentlich unter Mönchen und Geistlichen
fand, wird von da ab zugleich mit der grösseren Entfaltung des
Städtewesens die Kunst grösstentheils von weltlichen Meistern geübt,
sie wird eine Laienkunst. Doch liegt auch jetzt der Angelpunkt für
die Bestimmung und Entfaltung des Styles im Kirchenbau, dem
sich vielfache Erweiterungen der Klöster und geistlichen Heimstätten
anschliessen. Dabei erfährt auch der Profanbau in Stadthäusern,
Communalpalästen und Schlössern stylgemässe Durchbildung.
Der gothische Styl ist eben so wenig wie der romanische nur
in den Werken einer Nation zum Ausdrucke gekommen, er ist aber
namentlich in Frankreich, England und Deutschland zu Hause. Italien,
diesen
Die
betreffende Literaturangabe siehe pag.
Styl
und