Volltext: Styl-Lehre der architektonischen Formen des Mittelalters (Bd. 2)

Der romanische 
Styl. 
klöster erhalten zwei Kreuzgänge u. s. f. Der Kirchenbau Endet 
seine Ausbildung in den Klosterkirchen oder Münstern, in den grösseren 
bischöflichen Kathedralen oder Domkirchen und endlich in der 
grossen Zahl von Pfarrkirchen und Capellen, Rundcapellen (Karner), 
Grabcapellen, Baptisterien u. s. w. 
Auch der Profanbau hat namentlich in der Spätzeit des Styles 
eine Anzahl mehr oder weniger glänzender Bauten, wie Schlösser 
und städtische Gebäude, aufzuweisen, deren Formenwesen aber 
vollständig unter dem Einfiusse des im Kirchenbau entwickelten 
Systemes steht. 
Während die NVerke des romanischen Styles im Grossen und 
Ganzen eine gewisse Uebereinstimmung der Formen zeigen, macht 
sich doch der Einfluss verschiedener Länder und Nationen in den 
von ihnen ausgeführten Monumenten geltend, so dass sich die 
italienisch-, die französisch- und deutsch-romanischen Werke wesent- 
lich von einander unterscheiden; andererseits werden wieder durch 
Colonisationen von Seite der Ordenscongregationen nicht selten 
Bauformen, die einem Lande oder Volke charakteristisch sind, auch 
in andere Länder übertragen. 
Einen wichtigen EinHuss auf die romanischen Bauten übt das 
Material und die in jedem Style bestimmende Form der Decke. 
Sandstein, Marmor, Granit, Ziegel kommen je nach den verschiedenen 
Oertlichkeiten zur Anwendung und bestimmen die Constructivform 
und ausserdem die Erscheinung des ganzen Bauwerkes nach Aussen 
und Innen. 
Die Decke ist entweder eine flache Holzdecke oder häufiger 
eine gewölbte. Der Ausbildung des Gewölbes wird eine grosse 
Sorgfalt zugewendet, sie steht in engem Bezuge zur Form des 
Stützenwerkes und wird bestimmend für den ganzen Grundriss des 
Gebäudes. Das bauliche System der Kirche geht von der alt- 
christlichen Basilika aus. Die romanische Kirche ist zumeist ein 
Langbau mit Querschiff und Chor, die Grundform der Basilika 
erfährt aber wesentliche Veränderungen, die sowohl mit der räum- 
lichen Ausnützung des Baues, als auch mit einem organischeren 
Gefüge aller Theile, gefördert durch die Ueberwölbung derselben, 
zusammenhängt. Fürs Erste wurde der Chor grösser angelegt. Das 
Mittelschiff wurde über das Querschiff hinaus verlängert, das Quer- 
schiff selbst erhielt Apsiden an der Ostseite, oder der Chor wurde 
mehrschiffig angelegt, wobei auch häufig die Seitenschiffe als Chor- 
umgänge um die Mittelapsis herumliefen und noch ausserdem radial
	        
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