Volltext: Styl-Lehre der architektonischen Formen des Mittelalters (Bd. 2)

altchristlichen 
Die 
Style. 
in der Höhe des Kuppelansatzes und in den äusseren Umfassungs- 
mauern angebracht. In der Regel wurde die Rundform der Kuppel 
auch im Aeusseren vollständig zur Geltung gebracht, so dass die 
Plauptanordnung des Innern und die Abstufung der einzelnen Raum- 
theile von der Nlitte aus auch hier in den Hauptzügen zum Aus- 
drucke kam. 
In S, Vitale in Ravenna (begonnen 526, geweiht 547) kommt 
die eben beschriebene byzantinische Kirchenanlage am vollendetsten zum 
Ausdrucke, Das der Eingangsseite gegenüberliegende Presbyterium hat 
die volle Höhe des Umgang-es, daran schliesst sich die niedrigere nach 
Aussen dreiseitige Apsis an. Die Kuppel ist halbkugelförmig und aus 
ineinander geschobenen Thontöpfen (Amphoren). welche zwischen den 
Fenstern senkrecht, von den Fenstern ab in horizontalen Reihen gelegt 
sind, gewölbt und mit Mörtel und Mosaiken bekleidet. 
SS. Sergius und Bacchus (Kirche des Klosters Hormisdas) in 
Constantinopel (ö.  Der Kuppelraum ist auch hier achteckig, die 
äussere Abschlussmauer des Umganges aber quadratisch angelegt. Von 
dem Ktlppelraume treten nur vier Nischen in diagonaler Richtung nach 
dem Umgang hinaus, die übrigen Achtecksseiten, mit Ausnahme der 
Altarnische, sind durch Siiulenstelltingen in gerader Linie geschlossen. 
Die Säitilenstellungen des unteren Stockwerkes tragen horizontale Gebälke, 
die des oberen Bögen. Die Kuppel selbst ist sechzehneckig und besteht 
aus starken Rippen mit hochgewölbten Kappen, deren Formen auch im 
Aeusseren sichtbar gemacht sind. 
Das eben besprochene, auf rein centrale Anlage berechnete 
System der byzantinischen Kirche fand eine Erweiterung in dem 
Hauptwerke der byzantinischen Architektur, in der von justinian 
nach den Plänen des Anthemios von Tralles und Isidoros von Milet 
erbauten Kirche Agia Sophia in Constantinopel. 
Grundsteinlegung: 23. Februar 532, Einweihung der Kirche: 
2b, December 537, Einsturz des östlichen Theiles der Kuppel im Jahre 
558, XVieclei-herstellung und neuerliche Einweihung: 24.. December 563 
Bei der Anlage dieser Kirche, Fig. 9 und IO, lag sichtlich 
das Bestreben vor, die gewonnenen Resultate des Gevvölbebaues in 
einem den Anforderungen des Cultus günstigeren Sinne zu ver- 
werthen, als dies beim reinen Centralbau der Fall war. Die Richtung 
des ganzen Raumes nach dem Sanctuarium sollte bestimmter zum 
Ausdrucke kommen. Dies konnte aber nu-r dadurch geschehen, dass 
man, unter Beibehaltung des, die Wirkung des Innenraumes mächtig 
fördernden Kuppelbaues, eine Anlage in überwiegender Langform 
anstrebte. 
über 
Die 
vier 
Hauptkuppel 
Pfeilern, die 
erhebt sich nun nicht über acht, sondern 
durch grosse Gurtbögen Llntereinander ver-
	        
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