124
Der gothische
Styl.
freier und mehr naturalistisch gebildet. Es macht sich auch hier in
erster Zeit eine strengere Stylisirung geltend, welche im dreizehnten
Jahrhundert und damit in den deutschen Bauten nur mehr wenig
anklingt, im vierzehnten und fünfzehnten Jahrhundert aber voll-
ständig freier Durchbildung oder barocker Verzerrung der Formen
Platz macht.
Die wichtigsten Orte für die Anbringung des vegetabilen
Ornamentes sind die Capitelle der Dienste, die Kehlungen der hori-
zontalen Gesimse, wie der Gesimse an Giebeln, NVimpergen, Thor-
107V
F ig.
108.
n "wlxxä-aß"
x71 M I; y
J ' wir?! W a;
Y-xlv f
ä ijx?"
.111 w,
äwjißyiflliwlii?
wülvwfßjl
Krabben.
Gothische
und F ensterumrahmungen, die Schlusssteine der Gewölbe, die Kanten
und Spitzen der Fialen und Thürme. Das Ornament ist entweder
als Reliefornament oder ganz plastisch gebildet. In der Vertheilung
desselben kommt entweder die Reihung von Blattelementen oder
es treten Gruppirungen von Blättern und Zweigen in regelmässiger
Vertheilung in Geltung, oder es ist das Ornament ein in freier Ver-
theilung der Blätter und Blüthen gebildetes Rankenornament.
Fig. 106. Bei der im allgemeinen naturalistischen Auffassung des
Ornamentes werden die Anforderungen des Reliefstyles nur wenig
eingehalten, so dass das Ornament mit der Grundfläche nur in
geringem formalen Zusammenhange steht. Ganz plastisch gebildet