Der gothische
Styl.
x15
NVährend die Gliederung und Decoration der französisch- und deutsch-
gothischen Portale und Fenster namentlich auf plastische Wirkung
berechnet ist, ist jene der italienisch-gothischen unter bestimmter
Betonung der Flächen und Flächendecoration minder derb gestaltet.
Hier tritt das Rahmenwerk, die Auflösung der grossen Flächen in
kleine Felder in Geltung, während dort die Auskehlung und plastische
Belebung der Massen bestimmend wurde. (Siehe Fig. 82.)
Die Strebepfeiler an den Front-, Lang- und Chorseiten der
gothischen Kirchen sind in der Frühzeit des Styles namentlich in
Frankreich als derbe,
wenig gegliederte Massen Flä" 98'
gebildet, welche bis zum .7 m, T4 i;
Kranzgesimse aufsteigen i Fäpß n"? lt
und hier schräg abge- T;
Plattet werden. Zuweilen
läuft das Hauptgesims um E f ,
den Pfeiler herum oder "ab Eli;
der Pfeiler erhebt sich i f ll;
über dasselbe. In der rei- r Hält i]
feren Gothik wird der i'll
Strebepfeiler von unten [im
nach oben abgestuft, er- "yß-l
hält einen Sockel und
den einzelnen Stufen ent- ü? "Mix il
sprechend an der Stirn- l Ml-A] i: gjkit i", f
seite Gesimse (Kaff- 'l T"! [Ei all; l:- A7,
gesimseiß Welche Oben Gothisches Rosenfenster.
abgeschrägt, unten mit
Kehlungen (Wassernasen) versehen sind. Selten laufen diese Gesimse
an allen drei Seiten des Pfeilers herum oder schliessen sich hier an
die Wandgesimse an. Oben wird der Strebepfeiler häufig mit einem
Gesimse abgeschlossen, das sich giebelförmig erhebt, oder er erhält
einen thurmartigen Aufsatz, der zugleich als belastender Theil und
reichere Bekrönung den obersten Abschluss bildet und über das
Kranzgesimse weit hinaustritt. Die Ausbildung dieser Abschluss-
thürme geschieht oft in reichster Weise in Form von Baldachinen
mit freistehenden Säulchen, verbindenden Bögen und Fialen, in denen
Figuren zur Aufstellung kommen. Zuweilen treten auch solche
Baldachine über den Kaffgesimsen an den Stirnseiten der Strebe-
pfeiler in Verwendung. Bei der basilikalen Anlage tritt der Strebe-