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gothische
Der
Styl.
Die Fenster Fig. 96 sind weit und hoch angelegt und oben
mit dem Spitzbogen abgeschlossen, die Leibungen derselben nach
Aussen und Innen abgeschrägt und reich profilirt. Zur Ausführung
und Befestigung des Glasverschlusses war eine Theilung der Fenster-
Öffnungen durch eingesetzte Stäbe nöthig. Die Stäbe, aus Stein
gebildet, gingen in der Bogenöffnung des Fensters in ein System
von kleineren verbindenden Bögen mit eingeschlossenen Kreisen und
rosettenförmigen Figuren (Passen) über, so dass sich. hier ein reiches
in verschiedenster Weise gegliedertes System von sogenanntem Stab-
und Masswerk entwickelte, das das gothische Fenster vorzüglich
charakterisirt und in keinem anderen Style gleiche Verwendung
findet. Das Masswerk ist im dreizehnten Jahrhundert streng und
Gothische Gesimsprot
einfach gegliedert, wird aber im vierzehnten und fünfzehnten Jahr-
hundert freier und willkürlicher gestaltet, namentlich kommen nun
jene flammenförmigen Partien zur Füllung zwischen den spitzbogigen
und kreisförmigen Stäben in Anwendung, welche manmit dem
Namen der Fischblasen bezeichnet. Fig. 97.
Die grossen französischen und deutschen Rosenfenster wie
auch die kleineren Rundfenster erhalten im gothischen Style im
gleichen Sinne, wie dies im romanischen der Fall war, eine Füllung
mit einem Systeme speichenförmig gestellter Stäbe und mehr oder
weniger reichem Masswerke, das von einer profllirten in die YVand
vertieften Umrahmung eingeschlossen wird. Fig. 98.
Das Stab- und Masswerk der Fenster findet auch an den Flächen
des Baues zur Gliederung derselben Verwendung. Es wird in Relief
ausgeführt an den Wänden unter den Fenstern der Seitenschiffe