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Styl.
gothische
Der
Die Gliederung des Pfeilers steht nun in engstem Bezuge zu
der Gliederung des Gewölbes und zu den Formen der Rippen und
Gurte. An den freistehenden Pfeilern reichen die Dienste in basilikalen
Anlagen theilweise bis zu den Ansätzen der Scheidbögen und Seiten-
schiffrippen oder an der Hochwand hinauf bis zum Schildbogen und
den Rippen des Mittelschiffes. In den Hallenbauten erheben sich
die Dienste mit den Pfeilern gleichhoch bis zu den Ansätzen der
Gewölbe. Freistehende Säulen kommen jetzt nur in kleineren Dimen-
sionen an Triphorien, Zwerggallerien, Fenstern u. dgl. in Anwendung.
Das Gewölbe besteht nun entweder aus Gurt-Schildbögen und Dia-
gonalrippen mit vier eingespannten Kappen, oder es ist aus einem
netz- oder sternförmigen Systeme von Rippen mit eingewölbten
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Gothische
Rippenprofile.
Kappen lNetz- und Sterngewölbe) gebildet und gehört in dieser
reicheren Form erst dem fünfzehnten Jahrhunderte an.
Wie im ganzen gothischen Bau macht sich auch an den
Gurten und Rippen das Bestreben geltend, durch reiche Proiilirung
und Auskehlung die glatten Flächen, damit die Wirkung der con-
structiven Massen im Sinne grösserer Leichtigkeit verschwinden zu
lassen und zu mildern. Die Form des Bogens hat nun mit der des
antiken (architravirten) nichts mehr gemein. War bei dem letzteren
die Grundform des Profiles ein Rechteck, ist sie nun ein Dreieck,
das mit Rund- und Birnstäben, sowie mit Kehlungen gegliedert ist
Fig. 90 u. 91. Die Gurte und Rippen sind im gothischen Style
scharf und kantig, während sie noch im romanischen flach und derb
gebildet waren. Wo die letzte Form beibehalten wird, wie in den
italienischen Bauten, ist dieselbe als romanisches Element anzusehen.