Volltext: Styl-Lehre der architektonischen Formen des Mittelalters (Bd. 2)

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Styl. 
Der gothische 
Die Gründung der Kirche fällt in das Jahr 1386, die Ausführung 
in die Zeit von hier ab bis zur Gegenwart. Deutsche Meister, darunter 
Heinrich von Gmünd, werden mit dem Bau in Verbindung gebracht. 
Der Dom ist ein fünfschifiiger Langbau mit dreischiffigem Querbau, 
und kommt in der Höhenentwickehlng seiner Schiffe der Disposition 
der deutschen Hallenbauten sehr nahe, soferne die Decke des ganzen 
Raumes von den änsseren Seitenschiffen nach der Mitte nur Wenig 
ansteigt. Querschiffe und Chor sind polygonal abgeschlossen. Ueber der 
Vierung erhebt sich der einzige vorhandene Thurm. Die ganze Kirche 
ist aus weisseni Marmor errichtet, an die Stelledes Daches tritt eine 
terrassenförmige Abdeckung der Gewölbe mit Steinplatten, über welche 
sich eine Fülle von reich ornamentirten Thürmchen und Fialen er- 
heben. 
Die Hauptdisposition des gothischen Kreuzgaiuges folgt der 
Anlage des romanischen, nur machen sich jetzt an Stelle der 
romanischen Constructionen und decorativen Elemente die gothischen 
geltend. Die freistehenden und Wandpfeiler werden reich mit Diensten 
gegliedert, die Rippen und Gurte scharf eingekehlt, die Schlusssteine 
mit Hängerosetten versehen. In den Fenstern tritt Stab- und Mass- 
werk an Stelle der Säulchen und Bögen in Verwendung. Damit wird 
die ganze Anlage unter Beibehaltung der gleichen Gesammtverhält- 
nisse, wie im romanischen Kreuzgange, zierlicher, leichter und 
reicher gestaltet. 
Zu den hervorragendsten Kreuzgängen in Frankreich gehören der 
bei der Collegialkirche in Semur-en-Auxois, bei der Kathedrale 
von Noyon, bei S. Leger und S. Jean des Vignes in Soissons, 
bei der Kathedrale von Rouen (in zwei  Stockwerken). Im I4. und 
I5. Jahrhundert werden die Kreuzgänge wieder zuweilen statt mit 
Gewölben nur mit dem Dache abgedeckt, so bei der Kathedrale von 
Bordeaux. 
In Deutschland sind namentlich die Kreuzgiinge 
Minoriten- und Severinkirche in Cöln, 
zu Erfurt, bei 
beim Dom zu 
Magdeburg, beim Dome und bei S. Stephan in Mainz, bei der 
Spitulkirche in Stuttgart; in Oesterreich die Kreuzgänge zu 
Klosterneuburg, Lilienfeld, dann zu Kiingenberg in Böhmen, 
in der Badia bei Curzola, beim Dorninicanerkloster in 
Ragusa u. s. w. zu erwähnen. 
Die Gliederung und Detailbehandlung der einzelnen 
Theile des gothischen Baues steht in voller Uebereinstimmung 
mit der Anordnung des Ganzen. Die Rücksicht auf möglichste 
Reducirung der constructiven Massen, das Vorherrschen der geo- 
metrischen Elemente, die Combinirung der Polygonformen in ver- 
schiedenster NVeise, wie zur Bildung der Chorabschlüsse und Raum-
	        
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