106
Styl.
Der gothische
Die Gründung der Kirche fällt in das Jahr 1386, die Ausführung
in die Zeit von hier ab bis zur Gegenwart. Deutsche Meister, darunter
Heinrich von Gmünd, werden mit dem Bau in Verbindung gebracht.
Der Dom ist ein fünfschifiiger Langbau mit dreischiffigem Querbau,
und kommt in der Höhenentwickehlng seiner Schiffe der Disposition
der deutschen Hallenbauten sehr nahe, soferne die Decke des ganzen
Raumes von den änsseren Seitenschiffen nach der Mitte nur Wenig
ansteigt. Querschiffe und Chor sind polygonal abgeschlossen. Ueber der
Vierung erhebt sich der einzige vorhandene Thurm. Die ganze Kirche
ist aus weisseni Marmor errichtet, an die Stelledes Daches tritt eine
terrassenförmige Abdeckung der Gewölbe mit Steinplatten, über welche
sich eine Fülle von reich ornamentirten Thürmchen und Fialen er-
heben.
Die Hauptdisposition des gothischen Kreuzgaiuges folgt der
Anlage des romanischen, nur machen sich jetzt an Stelle der
romanischen Constructionen und decorativen Elemente die gothischen
geltend. Die freistehenden und Wandpfeiler werden reich mit Diensten
gegliedert, die Rippen und Gurte scharf eingekehlt, die Schlusssteine
mit Hängerosetten versehen. In den Fenstern tritt Stab- und Mass-
werk an Stelle der Säulchen und Bögen in Verwendung. Damit wird
die ganze Anlage unter Beibehaltung der gleichen Gesammtverhält-
nisse, wie im romanischen Kreuzgange, zierlicher, leichter und
reicher gestaltet.
Zu den hervorragendsten Kreuzgängen in Frankreich gehören der
bei der Collegialkirche in Semur-en-Auxois, bei der Kathedrale
von Noyon, bei S. Leger und S. Jean des Vignes in Soissons,
bei der Kathedrale von Rouen (in zwei Stockwerken). Im I4. und
I5. Jahrhundert werden die Kreuzgänge wieder zuweilen statt mit
Gewölben nur mit dem Dache abgedeckt, so bei der Kathedrale von
Bordeaux.
In Deutschland sind namentlich die Kreuzgiinge
Minoriten- und Severinkirche in Cöln,
zu Erfurt, bei
beim Dom zu
Magdeburg, beim Dome und bei S. Stephan in Mainz, bei der
Spitulkirche in Stuttgart; in Oesterreich die Kreuzgänge zu
Klosterneuburg, Lilienfeld, dann zu Kiingenberg in Böhmen,
in der Badia bei Curzola, beim Dorninicanerkloster in
Ragusa u. s. w. zu erwähnen.
Die Gliederung und Detailbehandlung der einzelnen
Theile des gothischen Baues steht in voller Uebereinstimmung
mit der Anordnung des Ganzen. Die Rücksicht auf möglichste
Reducirung der constructiven Massen, das Vorherrschen der geo-
metrischen Elemente, die Combinirung der Polygonformen in ver-
schiedenster NVeise, wie zur Bildung der Chorabschlüsse und Raum-