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Styl.
Der gothische
und in der Durchbildung der Pfeiler und Rippenproiile geltend. YVährend
im Chor ein Fenster zwischen je zwei Strebepfeilern angeordnet ist,
sind im Langbau bei grösserer Spannung der joche zwei Fenster
nebeneinander gesetzt. Der ausgebaute hohe Thurm zählt zu den
Meisterwerken deutsch-gothischer Architektur.
Dem I4. oder I 5, Jahrhundert gehören ausserdem in NVien an:
Chor und Thurm der Michaelerkirche, die Minoriten- und
Augustinerkirche, die Kirche Maria-Stiegen und jene am Hof,
die Burg-, Rathhaus- und Deutschordlens-Capelle; dann im
übrigen Erzherzogthume die Kirchen zu Perchtlioldsdorf, Mödling,
Baden, Sievering, Wiener-Neustadt (Neukloster), Kirchberg
am Wechsel, Seebenstein, Brunn, Heiligenstacit, Waidhofen,
Yps, Purgstall, Steier, NVells, Hallstadt; in Steiermark: Strass-
engel, S. Lambrecht, Neuberg, Schladming, Cilli, Pettau,
Aussee; in Böhmen: der Veitsdom, die Teinkirche, die Karls-
hoferkirche in Prag, die Bartholomiiuskirche in Kolin, S. Bar-
bara zu Kuttenberg; in Mähren die Jacobskirche zu Brünn; in
Tirol die Kirchen zu Schwaz, Bozen, Meran, Trient, und viele
Andere.
Der
-gothische
italienisch-
Styl.
Wie schon anfänglich erwähnt wurde, brachte Italien dem Wesen
des gothischen Styles das geringste Verständniss entgegen. Das
Gefühl für antike Raumverhältnisse, das hier immer lebendig blieb,
konnte sich mit den hochstrebenden Bauten nicht befreunden, auch
die Reducirung der baulichen Masse auf das unmittelbare construc-
tive Gerüste fand hier niemals vollen Eingang. In der italienischen
Gothik wird auf weite und verhältnissmässig nicht zu hohe Räume
Bedacht genommen, in den Kirchen verschwinden die XIVandflächen
nicht vollständig, die Fenster werden schmal angelegt und füllen
nicht die volle Breite des joches. Die romanischen Constructions-
elemente machen sich auch in Verbindung mit der ganzen räum-
lichen Gliederung weiters geltend, der Rundbogen bleibt neben dem
Spitzbogen in Anwendung, Strebepfeiler und Strebebögen sind nur
dort stärker entwickelt, wo ein direct nordischer Einfluss auftritt.
Die Anlage des Grundrisses ist im Allgemeinen eine sehr einfache,
namentlich fehlen die reichen Chorabschlüsse, wie sie den franzö-
sischen Kathedralen eigenthümlich waren, hier vollständig, dagegen
wird die Vierung häufig mit einer mächtigen Kuppel im Inneren
und Aeusseren besonders betont. Die Thürme sind stets von der