Volltext: Styl-Lehre der architektonischen Formen der Renaissance (Bd. 3)

Styl 
italienischen 
Renaissance. 
Bedürfnisse nach streng organischem Zusammenhange des Ganzen 
beeinflusst. 
Der Innenraum und das Aeussere erhielten unter Verwen- 
dung des Apparates aus der Antike, im Grossen und in den 
einzelnen Theilen, ein neues, den verschiedenen Perioden des Styles 
nach, verschiedenes Gepräge. Bestimmte Gesetze für die Ver- 
werthung der grossen Form giebt es nicht, es ist Sache jedes 
Künstlers, sich mit eigener Empfindung die Gesetze der Vcrtheilung 
der Formen und der Verhältnisse zu schaffen. Der individuelle 
Geist, wie die verschiedensten Aufgaben rufen die, keinem an- 
deren Style zukommenden, verschiedenfiiltigen Lösungen hervor. 
Auch hier übt das verwendete Material den grössten Einfluss auf 
das constructive und decorative Gerüste. Während beim floren- 
tinischen und römischen Quaderbau die Formen der Antike im 
Grossen und Ganzen directere Verwendung finden konnten, hält 
der norditalische Terracottabau, wie der, diesem in gewisser 
Beziehung verwandte, venezianische Incrustationsbail an jüngeren 
Traditionen fest. Es liegt im Wesen dieser Techniken, welche 
am Ende. des Mittelalters in Italien besonders ausgebildet waren, 
dass sie mit dem antiken Gebälkbau ihr Auskommen nicht finden 
konnten. Das Material verlangt kleinere Stücke und geringere 
Ausladungen, damit eine Durchbildung der Wandflächen und 
des decorativen Gerüstes, welche nur der freiesten Auffassung 
des antiken Schemas folgen konnte. 
Bei Betrachtung der einzelnen Bautheile schicke ich die 
Combinationen des Säulen-, Pfeilen, Bogen- und Gebülkbaus, 
welche die Renaissance theils aus der Antike fertig übernahm, 
theils für ihre Zwecke neu schuf, voraus. Die Frührenaissance 
verwerthet mit grosser Vorliebe die freistehende Säule als un- 
mittelbare Trägerin des Bogens und dahinterliegenden Gewölbes. 
Sie knüpft hierbei an die Formen der spätrömischen Architektur 
(Palast des Diocletian in Spalato) an, und fand ausserdem in den 
altchristlichen Basiliken und romanischen Bauten die iiusserliche 
Berechtigung für die Lostrennung der Säule von ihrem Gebäilke. 
Der ungebundenen Form kam grosse Schönheit des Lineamients 
bei ganz freier Verwerthung der Verhältnisse zu statten. Dem 
Gewölbe mit Bögen auf Säulen entsprach ausserdem die günstigste 
Ausnützung von Raum und Licht (Fig. 47). 
Brunellesco setzt in seinen Kirchen S. Lorenzo und S. Spirito, 
Benecletto da Majano bei der Vorhalle von S. Maria bei Arezzo zwischen
	        
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