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Der
Styl
deutschen
der
Renaissance.
Bleisterwerke
italienischen
Portal
Salvator-
Czlpelle in NVien,
WVicncr-Ncustadt,
nach 15751
1524.
un (1
Art'
Kuss
Der Erker tritt als ein fast ganz selbstständiger Bautheil
vor die Fagade des Hauses vor. Er wird in die Mitte oder an
die Ecke gestellt, oder zu mehreren an der Iiront des Irlauses ver-
theilt. Er erhebt sich über rechteckigem polygonem oder rundem
Grundrisse entweder erst vom ersten Geschosse an vorspringend
oder wohl auch mit völligem Unterbau Versehen. Die Stütze des
Erkers wird als Säule oder Pfeiler mit reicher Proßlirung gebildet
oder es bleibt wohl" auch die Säule ganz weg, so dass der
Träger nur als reich profilirter Bautheil consolenartig vorspringt.
Erker nrit Säulen oder Pfeilern als scheinbare Stütze am Peter'-
schen Haus in Nürnberg, Haus in Colmar, Schloss zu Turgau.
läcchtcckige Erker neben den genannten am T ucberhaus in
Nürnberg, Waximilians-Museum in Augsburg, Demplerhaus in
Hruneln, Erfurt (Stucküschbaus), Residenz zu Bamberg; polygonc und
über Eck gestellt am Ralhhaus in Ruthcnl) urg a. d. T., Rathhaus zu
(jcrnsbacb u; A.
Runde Erker am Ralhhaus zu A l te n b u r g, Fürstenhaus zu Lc i p z i g.
Mit der kräftigeren zhisprägtrng der Formen im Sinne der italienischen
Hochrenaissnncc kummt der Erker immer seltener zur Ausführung.
Der für den Styl besonders bezeichnende hohe Dachgi ebel
erwuchs aus der Construotion des Daches und aus der Dispo-
sition des Privathauses zur Strasse, und ist ein mittelalterliches
Element, das die deutsche Renaissance niemals vollkommen
fallen liess. Derselbe überträgt sich aber auch auf Rathhäiuser,
Schlösser und andere grössere Baulichkeiten und wird zuweilen
an den Langfronteu dem abgewalmten Dache vorgesetzt. Für
die Gliederung des Giebels ist massgebeiltl, dass derselbe im
Gegensatze zum antiken Giebel nur als Dccorativwand betrachtet
wird, welche das dahinterliegende Dach zu verdecken hat, während
der Erstere dasselbe zum Ausdruck brachte. Damit erwächst für
den hohen IDaChgie-bel des in Rede stehenden Styles eine freie
willkürliche Form, die sich hauptsächlich im iulsseren Cqntour
in vielfiiltigster Weise äussert. Der Giebel ist entweder ganz
selbstständig ohne Rücksicht auf die darunterliegcnde Fagadeil-
wand gegliedert, oder steht mit dieser in Bezug, er wird durch
Fenster in Etagen getheilt, durch Lisenen und Pilaster mit Ge-
balken frei decorirt. Der äussere Contour wird bei dem vollen
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