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Der
Styl
deutschen
Renaissance.
die Wirkung des Raumes nur seiner Gesammtform nach. Wir
werden demnach auch weder bei der einfacheren GClJälkIIFClIllÜCktUF,
noch bei den Combiilationen derselben mit dem Bogen jene
durchdachte Behandlung finden und bei den letzteren jene Viel-
seitigkeit wie in der italienischen Renaissance.
S äule n- und Geb älk formen sind durchwegs sehr willkürlich
gebildet. Die Ordnungen kommen auch hier in freiester Nach-
bildung zur Geltung, ohne dass die eine oder andere eine beson-
dere Bedeutung in Anspruch nehmen würde. Durchwegs spielt
die Ornamentirung eine grosse Rolle; sie erstreckt sich ebenso
auf den Schaft der Säule und des Pilasters, wie auf alle übrigen
Theile der Architektur und ist schwankend mehr im Sinne der
italienischen oder deutschen Weise ausgeführt, so dass sie mehr
als Rahmenfülluilg oder als Nachbildung eines Eisenbeschlages
erscheint. Am tüchtigsten ist die Gebälkarchitektur an kleineren
Objecten der Architektur, wie an Thoren und Grabmälern, an den
Holzverkleidungen der Innenwiinde zur Ausführung gekommen. Die
Verhältnisse sind im Ganzen ziemlich willkürlich gewählt, das
lntercolumnium ist meist quadratisch oder einer noch gedrückteren
Anordnung entsprechend.
In den Höfen, besonders aber an den Hallen der Rathhäuser
wird der Run d- oder S e gmentbogen mit der freistehenden Säule
oder dem Pfeiler in Bezug gebracht (Fig. 94 u. 95). Der Aufsatz
des Bogens, zumal des Segmentbogens, erfordert in den meisten
Fallen eine Verlängerung der Stütze über das Capitell hinaus
durch einen lisenenartigen Ansatz. Der Bogen ist architravirt oder
nicht selten mit gothischem Kehlenprofil versehen. Die geringen
Stockwerkshöhen bedingen zumeist eine zwerghafte Bildung der
Säulen und Pfeiler; häufig sind an Stelle der letzteren nach
unten verjüngte Hermenartige Stützen oder völlige Hermen von
nicht selten barocker Bildung verwerthet.
Segmentbögen auf runden Pfeilern im Schlosse zu Stuttgart,
-Dresden, Brieg u. A.
Korbbögen am Rathhatis zu Lübeck.
Halbkreisbögen auf Säulen am Rathhause zu Bremen, mit
Rustica in der Schalaburg, Residenz in Landshut u. A. Völlig im ita-
lienischen Style am Belvedere in Prag. Rund- und Spitzhögen auf
Pfeilern am Prineilwalmarkte in Münster, an der Ilalle des Rath-
hauses zu Köln, Schloss zu Offenbach mit Clllfllhlllßlltlöll Säulen
und Gehiilken u. A.