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Der
Styl
deutschen
Renaissance.
Gliederung der Massen, also für die rein architektonische Durch-
bildung deutlich zu Tage.
Der Styl ist dann nur in kleinen Partien des Baues, wie an
Portalen, Erkern etc. im Ornamente und in der Kleinkunst
zu grösserer Bedeutung gekommen. Das rein Architektonische
ist die schwache Seite des Styles nicht blos im Bau, sondern
auch im Geräthe, dagegen tritt schon frühzeitig der Sinn für
malerische Gruppirung und zwanglose ornamentale Auszier in
Geltung und beherrscht die Conception mehr als das Streben
nach Monumentalität, das in dieser Zeit in Deutschland wenig
geweckt war.
Die baulichen Leistungen der deutschen Renaissance machen
zusammengenommen den Eindruck eines immerwährenden Suchens
und Versuchens, das zu keiner festen klaren ElltvkliCklllllg führte.
Man kann demnach hier nicht die Frührenaissance von der Hoch-
renaissance trennen, in dem Sinne, wie cliess in der italienischen
Renaissance möglich war, denn wenn auch gegen Ende des 16.
Jahrhunderts in Deutschland die Formen im Allgemeinen kräfti-
ger werden, die antiken Ordnungen mehr Verstäindniss finden,
laufen doch ebenso wie in der Frühzeit mittelalterliche Elemente
ganz unvermittelt mit durch, und es lässt sich in keiner NVeise
auch jetzt Grossräumigkcit und die Herrschaft monumentaler
Massen erkennen.
Das zur Verwendung kommende Material übt auf die For-
men verschiedenen Einfluss. Stein-, Putz-, Holz- und Fachwerks-
bauten kommen in charakteristischer Durchbildung des jeweiligen
Materials zur Ausführung, während der Terracottabati nur wenig
Beachtung Findet.
Das Schloss der deutschen Renaissance (Fig. 87) ist
wie das der französischen als eine Weiterbildung der mittel-
alterlichen Burg anzusehen. Thürme, Gräben, Befestigungen wer-
den in die Gesammtanlage einbezogen. Die Bnulichkeitexi sind
selten aus einem Gusse gebildet, mit regelmässigen Höfen und
Trakten versehen, es prägt sich vielmehr in der Gesammtdispo-
sition die Zufiilligkeit des "Ferrains und die verschiedene Zeit
denEntstehung deutlich aus. Auch die Vertheilung der Innen-
räume des Schlosses zeigt durchweg wenig BCFCChHLlHg, weder
für die Wirkung der Räume, für die Repräsentation, noch zu ge-
schickter privater Verwerthung, es ist hier nichts von Alledem