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Der
Styl
der
französischen
Renaissance.
Sie füllen einzelne Felder, sind ins Ornament der Friese
und Capitelle verflochten (siehe Fig. 79), oder werden in die
Geländer der Stiegen und Attiken gesetzt, ja selbst für die Aus-
zier der Rauchfange und Dachreiter fehlen sie nicht. Nicht
selten sind mehrere Buchstaben in einander verschlungen und
im Bezuge auf mehrere Personen verwerthet.
Die Buchstaben sind immer lateinische Majuskeln, die fran-
zösische Frührenaissance hat dieselben aber im Gegensatze zur
italienischen in zierlichster Weise ornamental umgestaltelt, ohne
die Hauptform wesentlich zu ändern. Die Hochrenaissance hält
an der reinen Buchstabenform fest.
Am häungsten trifft man in den Bauwerken und mehr oder
weniger in die Ornamentirung verflochten das Stachelschwein
" mit Krone als Emblem der
m5" 86' Familie Orleans für Lud-
"TJIFFI wig XIL, die Isinotenschnilr
l i!" (Cördeliere),
ß W itwenschaft, emgefuhrt
g im 6' durch Anna von Bretagne,
Witwe Carls VIIL, den ge-
li I! krönten Salamander, zwi-
ulxi schen Flammen in Bezug
[l auf Franz I., den Lilien-
G] e; stiauss und den von einem
i es 7- 4h"- Pfeile durchschossenen
Carmuchtä Schwan für die Königin
Claudia, ausserdem als kö-
nigliche Abzeichen die stylisirte Lilie und den typischen
Hermelin (s. Fig. 84).
In mittelbarem Bezuge zu Heinrich II. stehen die von
heraldischer Stylisirung nicht berührten Attribute der Diana, die
Mondsichel, Pfeile, Köcher, Bogen, Hirsche, Hunde u. s. w.
Die Buchstaben F. für Franz I., C. für xdie Königin Claudia,
H. für Heinrich II., die verschlungenen Majuskeln H. und C. für
Heinrich II. und Catharina von Medicis, H. und D. oder H. D.
und P. für Heinrich II. und Diana von Poitiers haben neben
den Wappenbildern die reichlichste Verwerthung erfahren.
Sehr frühe tritt in der französischen Renaissance die Car-
touche in Verwendung. Sie zeigt aber (Fig. 86) in der ersten
Zeit eine eigenthümliche Steifheit und ermangelt bei allem Reich-