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Der
Styl
französischen
Renaissance.
Die
Wandflächc
zwischen
den
Pilastern
Gesimsen
u n d
Fenstern ist am Steinbau glatt gebildet. Sowohl das Bestreben
die Wandfliiclie als besonders kräftigen tragenden Bautheil zu
charakterisiren, somit die Rustica der italienischen Frührenaissance
nachzubilden, als auch die Tendenz durch verschiedene Be-
handlung der Etagen eine Abstufung zu erzielen, ist unserm
Style fremd.
Die Rustica ist überhaupt in Frankreich nie zur vollen
Herrschaft gelangt und hat in der Spatzeit des Styles mehr auf
Säulen und Fenstereinrahmung Einfluss genommen als auf die
läehandlung der Wand selbst. Zuweilen sind aber die Steiuwände
durch Ornamente gemustert, wie am Rathhause von Beaugency
mit Lilien, oder es sind farbige Steintafeln eingesetzt, wie in Cham-
bord, oder es treten glasirte Terracotten zur Decoration der Wand-
flächen ein, wie am Hause Franz I. in Paris.
Wo Ziegel und Stein zur Verwendung kommen, werden die
Fenster mit ihren theilenden Pfosten in Stein gebildet und in
die nicht verputzten Ziegelwäilde eingebunden. Durch die Ver-
bindung der verschiedenen Materialien, durch die Bereicherung
der lwVand mit einem aus verschiedenfarbigen Ziegeln gebildeten
Muster kommt ein neuer Charakter in diese Fagaden.
Für die Behandlung der Wand an den reicheren Hoch-
renaissancepalästen treten mit Ausnahme der Rustica wieder
alle die Mittel ein, welche schon in der italienischen Hoch-
renaissance Anwendung fanden. Plastische Umrahmungen der
Flächen, Nischenwerk, runde Scheiben und verschieden geformte
plastische Felder mit reicher ornamentaler und figuraler Auszier
in Relief und runder Plastik sind hier verwerthet (siehe lfig. 76).
Das Dach des französischen Renaissancebaues ist durch-
weg ein hohes, steiles. Diese jetzt wie im Mittelalter aus klima-
tischen Rücksichten hervorgegangene Form übt den mächtigsten
Einfluss auf die Architektur des Hauses selbst aus, denn es
erwächst aus derselben ein ganz neuer Apparat von Dingen, die
z. B. der italienischen Renaissance fremd waren, aber aus dem
Mittelalter herübergcnommen, jetzt eine dem Styl entsprechende
Durchbiltlung erheischten. Mit der Anordnung des hohen Daches
erwächst wie von selbst eine eigenthümliche Bildung des Kranz-
gesimses mit Balustrade als Attika zwischen den schon be-
sprochenen Lucarnen. Besondere Rücksicht musste bei der Ge-
sammtanlage auf die Thurme und Pavillons, auf die Anordnung