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Du
Styl
französischen
Renaissance.
Das Fenster ist nach Oben gerade oder gerade und mit
abgerundeten Ecken abgeschlossen und durch senkrechte und
horizontale Steinpfosten getheilt. Die Umrahmung des Fensters
tritt vor den Mauergrund nicht vor und ist im Sinne des mittel-
alterlichen Fensters reich gegliedert. Zuweilen treten die Pilaster
der Wandgliederung so enge an die Fenster heran, dass sie die-
selben nach beiden Seiten begrenzen.
Die Nebeneinanderstellung der Fenster zu zweien und mehreren
ist besonders üblich, eben so das Zusammenziehen der überein-
anderliegenden Fenster. Das Letztere erstreckt sich (Fig. 80)
bis zu den Dachfenstern (den Lucarnen), welche dann eine be-
sonders reiche oft fantastische Architektur als hoher über das
Hauptgesims hinausreichender Theil erhalten. Die Bildung der
Lucarnen entspricht in der Frührenaissance zuweilen nur einer
direkten Umdeutung gothischer Dachfenster.
Strebepfeiler und Strebebögen, Giebel, Fialen, Krabben,
Wasserspeier sind in die Renaissanceformen gekleidet und auf
das reichste mit spielender Auszier versehen. Die Verbindung
der Renaissancedetailformen mit den gothischen Structivformen
hat hier zu den reizvollsten und ansprechendsten Combinationen
geführt, welche für den Styl besonders charakteristisch sind.
Die Hochrenaissance bi-ldet das Fenster im Sinne des antiken
Fensters mit vor die Fläche der Wand vortretendem architravirtem
Rahmen. Zum Rahmen tritt die verschiedenfältig als Spitz- oder
Segmentgiebel oder ornamentaler Aufsatz gebildete Verdachung,
das Gruppiren der Fenster, das Zusammenziehen derselben
mit den Lucarnen bleibt auch jetzt beibehalten. Mit der Ver-
werthung der strengeren Formen'und dem allmäligen Verlassen
der gothischen Structur werden auch die Lucarnen einfacher und
weniger zierlich gebildet (Fig. 81).
Mit der Spätzeit des Styles tritt, wie in der italienischen
Hochrenaissance eine theilweise Rusticirung der Fensterein-
rahmungen und Verdachungen ein, damit geht der letzte spielende
Reiz, welchen die Fagaden dem mittelalterlichen Einflusse auf die
Formen verdankten, vollständig verloren, Die Architektur wird
nun viel anspruchsvoller und massiger, das zarte vielgestaltige
Ornament verschwindet am Aeusseren der Häuser.
Dieselben Wandlungen wie die Fenster zeigen auch die
Thore. Die Frührenaissance bildet dieselben mit abgeschrägten
profilirten Gewänden und oben zumeist mit einem Rundbogen