Volltext: Styl-Lehre der architektonischen Formen der Renaissance (Bd. 3)

Styl 
Der 
französischen 
der 
Renaissance. 
In den meisten Fällen ist die Fagade dadurch völlig zwei- 
getheilt, dass die Anordnung der Stockwerksarchitektur mit der 
des Erdgeschosses in keinem Zusammenhange steht, besonders 
tritt diess dort ein, wo das letztere mit grossen Oeffnilngen ent- 
sprechend dahinterliegenden Läden oder Magazinen versehen ist. 
Die Irenstervertheilung ist dann völlig unabhängig vom Unterbau, 
und die Pilasterarchitektur setzt über Consolen an, welche aus 
der Wand vorspringen. Diese ziemlich willkürliche Architektur 
führt nicht selten zu reizenden Dispositionen im Sinne der Früh- 
renaissance, besonders gestaltet sich die Einfügung des Thores 
mit den darüberliegenderl kleineren Stiegen- oder Flurfenstern 
nicht selten zu einem kleinen Meisterwerke des Decorationsstyles. 
Das zur Verwendung gekommene Material ist vorwiegend 
Stein, zuweilen wird Stein in Verbindung mit Ziegel verwerthet, 
wobei aber die Terracotta als Formstcin keine Rolle spielt, 
sondern nur als glatter Mauerziegel neben der Steinarcl1itelctul' zur 
Geltung kommt. 
Der Fachwerksbati wird in den nördlichen und mittleren 
Provinzen im Sinne des Stylcs ausgebildet, steht aber in der 
Kunstform sichtlich unter dem Einflusse des Steinbaus. 
IIötel Ecoville in Caen, 1530 erbaut von Blnisc le Pref-ilire. Das 
Gebäude zeigt eine völlig regelmässigc Anlage mit quadratischem Hofe 
und gehört durch die "Disposition des Planes, wie durch die Schönheit 
der Slrassen- und lloffagrulen zu den hervorragendsteil Bauten der Fran- 
zösischen Frührenaissance. 
Die vollständig verstandenen Formen der Renaissance werden hier 
in edelster und liebenswürdigster Weise den mittelalterlichen Elementen 
des französischen Baus angepasst, so dass Arkaden, Fenster, Tllliflläö, 
Lucarnen u. s. w. nicht blos jedes für sich, sondern auch im vollen 
Zusannnenhange untereinander, wie aus einem Gusse geschaffen erscheinen. 
Bauten von ähnlicher Bedeutung sind das DHaus der Agnes 
Sorel" und das „Haus Franz I." (1536), beide in Orleans. Das Letztere 
zeichnet sich durch eine prächtige Hoffagade mit Bögen auf Säulen zivischen 
Treppenthiirmerr aus. Hier, wie (lurchweg in Frankreich, tritt wieder der 
feine Sinn für Formen und Verhältnisse ein, der mit der Gedriicktheit 
und Spiessbürgerlichkeit der deutschen Privathauten nichts gemein hat. 
Ansser den genannten sind in Orleans, Toulouse, Dijon, Tours, 
eine grosse Anzahl Privathiiusei" erhalten, bei welchen die Rücksicht auf 
praktische Anlage ebenso zu Tage tritt, wie das frühe Verständniss für 
die Formen der Renaissance.  
Eine besonders hervorragende Stelle nimmt das Haus Franz I. 
(1527) in Paris ein. Die Fagnrle zeigt die Umbildung der venezianischen 
Hauser, Styl-Lehre. III. 9
	        
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