Volltext: Styl-Lehre der architektonischen Formen der Renaissance (Bd. 3)

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Styl 
l)cr 
der 
französischen 
Rennisszu 
hunderts grössere Strenge und Nüchternheit ein, ohne dass der 
Styl völlig seinen ungezwungenen Charakter hierbei cinbüssen 
würde. Das Palais hat aber in Frankreich nie jene grosse Be- 
deutung gehabt, _wie in Italien, da es hauptsächlich nur als 
königliches oder fürstliches Wohnhaus oder als Rathhaus galt, 
es konnte demnach auch nicht den grossen Einfluss auf den Styl 
üben, wie das Schloss der Frührenaissance. 
Erzbischöflicher Palast in Sens. Der ältere Theil um 1520, 
der „P'liigel Ileinrich II." von 1535-1557, erbaut durch Godinet von 
Troyes. Die Fagatlen beider Trakte noch mit gothisehen Fensterrahmen, 
aber Renaissancepilastern und Gesimsen in wohlverstandener XVeise ge- 
gliedert. Das Material ist an der älteren Fagade Ziegel und Stein, an der 
jüngeren nur Ilaustein.  
Palast des Louvre in Paris. Die ausgedehnte Anlage ist das 
Meisterwerk Pierre Lescot's und wurde unter Franz I. begonnen und durch 
Ileinrich II. und die späteren Könige fortgesetzt. In der Grundrissdispo- 
sitiou ist hauptsächlich auf lange Räume Rücksicht genommen, Galerieexx 
und Pavillons bilden die llatipttheile des Ganzen, das auf Repräsentation 
und reiches fiirstliches Leben berechnet ist. 
Diesem entspricht auch die Durchbildung des Aeusseren, besonders 
der Iloffagade (Fig. 76). Der zweistöckige, mit einer hohen. Etagenattikn 
bekrönte Bau ist in den vollendeten Formen der Ilochrenaissauce ausge- 
führt, (lurch Pilnster und Halbsäuleil gegliedert und auf das reichste mit 
Sculptureix versehen. Lescot wusste unter Anwendung der edelsten Archi- 
tekturforinen, Beiseitelnssuimg aller derben Ausdrucksmittel und bei richtiger 
Einfügung des vielfältigsten Decomtiousapparates den wahren Ausdruck 
für den Palast einer mächtigen Herrseherfamilie, von der Bedeutung der 
Vnlois, zu geben. Die lluchreuaissance hat hier eine Ausbildung erfahren, 
die man als specielle Umdeutung der antiken Formen im besten Sinne 
des französischen Geistes bezeichnen kann, und welche nur hier, durch 
alle Umstände gefördert, zu erreichen war. 
In der Nähe des Louvre wurde im Auftrage der Königin Katharina 
von Medici, von Pliilihert de POrme und Jean Bullant seit 1564 der 
Palast der Tuile ricn erbaut. Dcr ursprüngliche Plan kam nicht vollständig 
zur Ausführung. Die (lalericen und Pavillons zeigen, wie bei dem früheren 
Bau, die reichen Formen der französischen Hochrenaissance. Der Architekt 
wendete im Erdgeschoss zur Bereicherung des Ganzen seine sogenannte 
Dfranzösische Ordnung" an. 
Unter Heinrich IV. wurde die Verbindung des Louvre mit den 
Tuilerieu hergestellt, in den kommenden Jahrhunderten die nliichtige An- 
lage durch weitere Ilailausführtingen vergrösscrt. 
Unter den Stadthänsern zeigen den vollen Charakter der ITrüh- 
rennissance in reichster Durchhiltlung; das Stadthaus von Orleans, vom 
Beginne des I6. Jahrhunderts und jenes von Beaugency (Fig. 77), 
zwischen Blois und Orleans, um dieselbe Zeit erbaut. Die vullendetsten 
Renaissanceformen treten, mit gothischen Elementen gemischt, zu reizenden
	        
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