Volltext: Styl-Lehre der architektonischen Formen der Renaissance (Bd. 3)

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Styl 
Der 
französischen 
Renaissance. 
ihre ursprüngliche Bedeutung vollständig, auch der äusseren Er- 
scheinung nach, und werden zu rechteckigen oder polygonalen 
Pavillons.  
Mit der Regelmässigkeit der Anlage gewinnt auch der Auf- 
bau an Klarheit. Die bestimmtere Verwerthung der Formen des 
antiken Gebälkbaues ändert den Charakter der Fagatlen, ohne 
zu einer vollen Umwandlung der Gesammtglietlerung im Sinne 
des italienischen Styles zu führen. Die wesentlichsten Merkmale 
der französischen Form bleiben auch jetzt geltend, die Gruppirung, 
die hohen Dächer und Schornsteine, die Durchbildtmg der Dach- 
fenster im Bezug zu den Fenstern der Fagade, die geringe Durch- 
bildung der Wandfläche zwischen dem, im Ausdrucke wenig 
structiv wirkenden, architektonischen Gerüste (siehe Fig. 81). 
Hchluss St. Nl au r hei Vincennes vun de l'()rme (zerstört) und von 
demselben: Schluss zänet, seit 1552 für Diana vun Puitiers erbaut. Beide 
ßßcichnen sich durch Klarheit der Disposition, das Letztere aber ganz. lye- 
sonders durch volle Ilarinunie der reich gegliederten Anlage mit dem 
wirkungsvollen Aufbau und der zugehörigen Llmgeluitig aus. 
Schluss Ecuuen bei Paris, erbaut vun Jean Hullztnt. Von jetzt an 
bleibt (lurehwcg die regelmässige Anlage des Schlosses eine wesentliche 
Bedingung für die Schönheit der Grundrissdispusition. Die neu eintretende 
reiche Variirttng der Anlage unter steter NIertvertltting der Pavilluns an den 
Ecken hat im Schlusshatt wohl zu keiner Zeit mehr seines Gleichen ge- 
funden. Unter die wichtigsten NVerke zählen die Schlösser: A n cy le F ranc 
in Burgund seit 1545 erbaut von Primaticciu, Vallery bei lientaine- 
bleau, Verneuil in der Picartlie, Chztrleval in der Normandie, 
Pailly bei Langres, Sully bei Autun seit 1567 erbaut, Angerville- 
Bailleul in der Normandie und Manne in Burgund, das Letztere in 
Form eines Fünfeekes u. A. 
Die Form des Strassenpalastes der französischen Re- 
naissance erwächst aus der mittelalterlichen Grundrissanlage, die 
sich mit den mittelalterlichen Formen viel länger in die Renais- 
sance hinein erhält, als in Italien. Der Grundriss gruppirt sich 
auch hier um einen Hof, der, am Anfange nach der Strasse ge- 
kehrt und von derselben durch eine Mauer getrennt, immer mehr 
zum Mittelpunkte des Hauses wird und dementsprechend eine Aus- 
stattung mit Säulen- oder Pfeilerarkaden erhält. Die charakteristi- 
schen Theile der Architektur des Schlosses werden nach Massgabe 
der räumlichen und örtlichen Zulässigkeit auch auf das Palais oder 
Hötel übertragen, nurschwinden sehr balde mit zunehmender Regel- 
mässigkeit der Anlage die weitvorspringenden Thürme und machen 
Pavillons Platz. Auch hier tritt mit der zweiten Hälfte des 16. jahr-
	        
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