Volltext: Styl-Lehre der architektonischen Formen der Renaissance (Bd. 3)

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Der 
Styl 
italienischen 
Renaissance. 
Die Bedeutung des Ornaments im Zusammenhange mit der 
Architektur als Ausdruck Statischer Verrichtungen, ist nur dort 
erhalten, wo ganze Architekturtheile mit ihren Gesimsen, Kymatien, 
Capitellen, Basen aus der Antike in die neue Weise, mehr oder 
weniger verändert, übergiengen. Das Ornament ist hier, wie diess 
schon in der Antike der Fall war, weniger frei und reich in der 
Verwerthung der Motive gebildet und daher auch für den Styl 
wenig charakteristisch. Nur das Säulen- und Pilastercapitell der 
Frührenaissance nimmt in seiner vielfältigen Ausbildung eine 
ganz selbstständige Stellung ein. 
Die wichtigsten Orte für das Renaissance-Ornament sind die 
umrahmten Flächen verschiedenster Form (Fig. 62). Das Orna- 
ment tritt darin durch die Gesetze der Symmetrie, der organischen 
Entwicklung und der abgewogenen, aber nicht tcppichmässigen 
Vertheilung gebunden, in ein enges Abhängigkeitsverhältniss zu 
der zu schmückenden Fläche, mehr von der Form der Letzteren 
als von dem Wesen des Architekturtheils bestimmt. Der Durch- 
bildtlng der umrahmten Fläche folgt auch die Durchbildtmg des 
Rahmenwerks. 
Der Scheinorganismus von Rahmen und Umrahmtcm in der 
Architektur, der schon zum Theil im Mittelalter in Italien besonders 
cultivirt wurde, bekommt jetzt seine entsprechende Belebung 
durch das, für jede decorative Ausdrucksweise entsprechende 
Ornament. Der Ausdruck entspricht aber mehr einer allgemeinen 
Stimmung, einer Belebung der einzelnen Theile und des Ganzen, 
ohne präcise Scheidung und Betonung der, in der Structur vor- 
handenen, einander entgegengesetzten, Kräfte. Die Gegensätze 
sind nicht so scharf zum Ausdrucke gekommen, wie diess in der 
Antike für die Bezeichnung der tragenden und lastenden Theile, 
der Stütze und Decke der Fall war. 
Den grössten Einfluss auf das Ornament übte die volle Be- 
herrschung der für die Darstellung desselben gewählten Technik. 
Die verschiedensten Materialien und Techniken wurden heran- 
gezogen. Sie bestimmten die Form in so ferne, als den Eigen- 
thümlichkeiten derselben Rechnung getragen wurde und der 
Reiz des Materials, bei richtiger Verwerthung, zum Reize der 
Form beitragen konnte. Nicht jedes Material schuf einen ihm 
eigenthümlichen Styl, aber gewisse zwingende Bedingungen, die 
sich aus Material und Technik ergaben, führten auch in der
	        
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