Vorwort.
Perspektivzeichnen ist durchaus nicht so schwierig, als es allgemein angenomiuen wird, wenn man die
Sache nur von der praktischen Seite fasst und den kürzesten W'eg wählt, wie ich ihn hier auf Grund langjähriger
Erfahrung in beiliegenden Tafeln dmch die einfachsten Construktioiien vorzeichne und erkläre. Wer einigerinassen
mit den Anfangsgründen der Geometrie vertraut ist, wird um so leichter das perspektivische Zeichnen erfassen,
da die einfachsten geometrischen Lehrsiitze mit der Perspektive Hand in Hand gehen. Mancher, welcher eines
der zahlreichen hochgelehrten Bücher über Perspektive studiumshalber durchgesehen hat, legte das Buch mutlos
beiseite, weil er sich mit den vielen yvissens(:l1aftlicl1en Erläuterungen nicht zurecht finden konnte, da allen diesen
Werken die wirklich praktische Grundlage fehlt. Allen jenen aber, die eine wissenschaftliche Vorbildung nicht
besitzen, um aus den bestehenden Werken über Perspektive wirkliclrNutzen ziehen zu können, soll dieser vor-
liegende Leitfaden, welcher der Anregung eines llfünchener Künstlers seine Entstehung verdankt, an die Hand
gehen, und sie werden bald finden, wie sich mit etwas Liebe zur Sache und einigem Denken alle, anfänglich für
unüberwindlich gehaltenen, scheinbar so schweren Oonstruktionen der Perspektive leicht überwinden lassen.
In meiner 45jährigen Thätigkeit als Theatermaler, die mich fortwährend mit der praktischen Perspektive
eng verbunden hat, da ja die Perspektive die Grundlage der gesamten 'l'heatermalerei bildet, glaube ich wohl
hinreichende Erfahrungen gesammelt zu haben, um für die Richtigkeit des hier Mitgetheilten einstehen zu können.
Schliesslich bitte ich noch, das Studium dieser Tafeln nicht oberflächlich zu behandeln, sondern öfter gründlich
durchzunehmen, nur dann kann sich die interessante Kunst der Perspektive immer klarer vor Auge und Geist entwickeln.
München
1898.
Der
Verfasser.