Retuschierpult und der Spiegel müssen so geneigt wer-
den, daß das Negativ gleichmäßig beleuchtet ist.
Da der Lack die Bleistiftretusche nicht unbegrenzt
annimmt, so muß man sehr kräftige Deckungen mit Pin-
sel und Farbe vornehmen.
Größere glasklare Schattenpartien kann man auch
dadurch decken, daß man auf der Glasseite mit dem
Pinsel Karmin dünn aufträgt.
Eine andere Methode, die besonders in Händen von
Künstlern die weitgehendste Retusche erlaubt, ist die,
daß man auf der Glasseite des Negativs e.in feuchtes, be-
sonders weißes, durchsichtiges Pauspapier klebt. Nach
dem Trocknen kann man mit Bleistif.t und Wischer jede
Art der Retusche leicht ausführen. Ein so retuschiertes
Negativ zeichnet sich durch besondere Weichheit aus und
eignet sich besonders zu Porträts.
Sollen einzelne größere Flächen eines Negativs,
z. B. Schatten einer Landschaft, Schattenseite eines Ge-
bäudes, gleichmäßig gedeckt werden, so gießt man auf
die G1 asseite des Negativs gleichmäßig Mattlack auf
und läßt den Uberschuß in das Fläschchen zurückfließen:
in wenigen Sekunden ist die Schicht trocken. und die
Glasseite des Negativs sieht aus, als ob sie fein mattiert
wäre. An allen Stellen, die man im positiven Bilde dunk-
ler wünscht, entfernt man mittels Radiermesser oder
einer in einen Federhalter gesteckten Beschneidefeder
den Mattlack.
Dieses Verfahren eignet sich z. B. vorzüglich dazu,
um in einer Landschaft den Vordergrund zu decken, da-
mit die höchsten Lichter (z. B. Wolken) Zeit haben, zu
kopieren; in diesem Falle wird am ganzen Himmel der
Mattlack weggekratzt. Wer sich ausführlich über die
Retusche orientieren will, dem sei das Buch: Leitf. d.
ges. Negativ- und Posi.tiv-Retusche, empfohlen (Ed.
Liesegangs Verlag, M. Eger, Leipzig).