Volltext: Geschichte der neueren deutschen Kunst vom Ende des vorigen Jahrhunderts bis zur Wiener Ausstellung 1873

ler von der gefährlichsten und fortschritthemmendsten aller Klippen,  
der Selbstüberhebung, die sich doch weit von dem so förderlichen 
Selbstbewusstsein unterscheidet, laewahrt haben würde, gesellte sich 
zu der gesteigerten Nachfrage, zu königlichen Anerbietungen und der 
Bewunderung der Massen auch noch die Verhimnielung von Seite 
solcher Männer, deren Urtheil als das competenteste gelten musste, 
wie z. B. Winckelmanms selbst. Doch ward dieser hiezu erst durch 
den Versuch des Künstlers bewogen, sich einmal ganz in antiken 
Bahnen zu bewegen. Denn das die Himmelfahrt des Kirchenpatrons 
darstellende Plafondgemälde in S. Eusebio, der erste Frescoversuch 
des Künstlers, eine etwas trockene Reminiscenz an die Kuppelgemälde 
des Correggio, konnte einen Winckelmann unmöglich besonders be- 
geistern. Beruht- doch das Verdienst des Werkes vorwiegend in dem 
warmen und blühenden, fast an ein Oelgemälde erinnernden Colorit, 
das aber gerade desshalb auch von jener Styllosigkeit nicht frei zu 
sprechen ist, welche sich bei dem Anstreben eines den technischen 
Mitteln Widerstrebenden Effektes niemals verleugnen kann. Der ge- 
lehrte Freund aber ward ganz bezaubert, als Mengs sich entschloss, 
für das Casino der Villa Albani ein Deckenbild herzustellen, in wel- 
chem er hinsichtlich der Composition und Zeichnung sich ganz an 
die antiken Vorbilder hielt, nemlich seinen berühmten nPQPHEISSQ 
Da meinte nun der hocherfreute Alterthumsforscher: sEin schöneres 
Werk sei in allen neueren Zeiten nicht in der Malerei erschienen 
und selbst Raphael würde den Kopf neigenß Er nennt ihn den 
adeutschen Raphaelc und ergiesst sich in folgender Lobpreisung: 
vDer Inbegriff aller Schönheiten in den Figuren der Alten findet sich 
in den unsterblichen WVerken Anton Raphael Mengs, des grössten 
Künstlers seiner und vielleicht auch der folgenden Zeit. Erist als 
ein Phönix gleichsam aus der Asche des ersten Raphael erweckt 
lvorden, um der Welt in der Kunst die Schönheit zu lehren und 
den höchsten Flug menschlicher Kräfte in derselben zu erreichene    
Es spricht hier der Freund und  der Lehrer, der sich darüber 
freut, dass seine Anregungen hinsichtlich der Antike auf fruchtbaren 
Boden gefallen sind, der aber später gelegentlich seine Verstimmung 
und Unzufriedenheit mit dem Künstler in Prrvatbriefen durchblicken 
lässt. Doch war auch in der That mit dem Werke Epochemachen- 
Gemalt 
Sest, 
1771, 
VOl1 
Morghen.
	        
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