ler von der gefährlichsten und fortschritthemmendsten aller Klippen,
der Selbstüberhebung, die sich doch weit von dem so förderlichen
Selbstbewusstsein unterscheidet, laewahrt haben würde, gesellte sich
zu der gesteigerten Nachfrage, zu königlichen Anerbietungen und der
Bewunderung der Massen auch noch die Verhimnielung von Seite
solcher Männer, deren Urtheil als das competenteste gelten musste,
wie z. B. Winckelmanms selbst. Doch ward dieser hiezu erst durch
den Versuch des Künstlers bewogen, sich einmal ganz in antiken
Bahnen zu bewegen. Denn das die Himmelfahrt des Kirchenpatrons
darstellende Plafondgemälde in S. Eusebio, der erste Frescoversuch
des Künstlers, eine etwas trockene Reminiscenz an die Kuppelgemälde
des Correggio, konnte einen Winckelmann unmöglich besonders be-
geistern. Beruht- doch das Verdienst des Werkes vorwiegend in dem
warmen und blühenden, fast an ein Oelgemälde erinnernden Colorit,
das aber gerade desshalb auch von jener Styllosigkeit nicht frei zu
sprechen ist, welche sich bei dem Anstreben eines den technischen
Mitteln Widerstrebenden Effektes niemals verleugnen kann. Der ge-
lehrte Freund aber ward ganz bezaubert, als Mengs sich entschloss,
für das Casino der Villa Albani ein Deckenbild herzustellen, in wel-
chem er hinsichtlich der Composition und Zeichnung sich ganz an
die antiken Vorbilder hielt, nemlich seinen berühmten nPQPHEISSQ
Da meinte nun der hocherfreute Alterthumsforscher: sEin schöneres
Werk sei in allen neueren Zeiten nicht in der Malerei erschienen
und selbst Raphael würde den Kopf neigenß Er nennt ihn den
adeutschen Raphaelc und ergiesst sich in folgender Lobpreisung:
vDer Inbegriff aller Schönheiten in den Figuren der Alten findet sich
in den unsterblichen WVerken Anton Raphael Mengs, des grössten
Künstlers seiner und vielleicht auch der folgenden Zeit. Erist als
ein Phönix gleichsam aus der Asche des ersten Raphael erweckt
lvorden, um der Welt in der Kunst die Schönheit zu lehren und
den höchsten Flug menschlicher Kräfte in derselben zu erreichene
Es spricht hier der Freund und der Lehrer, der sich darüber
freut, dass seine Anregungen hinsichtlich der Antike auf fruchtbaren
Boden gefallen sind, der aber später gelegentlich seine Verstimmung
und Unzufriedenheit mit dem Künstler in Prrvatbriefen durchblicken
lässt. Doch war auch in der That mit dem Werke Epochemachen-
Gemalt
Sest,
1771,
VOl1
Morghen.