für einzog, oder wenigstens ergoss er sich in ein noch unreines Ge-
fäss. Der Unterschied der künstlerischen Auffassung des Erbauers
der katholischen Hofkirche, des Italieners Ghiaveri, und jener des
Niengs war keineswegs zu gross, so dass auch diese beiden Männer
bald die eintrachtigsten Freunde wurden, und Wengs sich dazu voll-
kommen eignete, in jene bauliche Schöpfung des rehabilitirten Eklek-
ticismus eines der Hauptwerke seines Pinsels zu stellen, in welchem
er sich als einen ganz ähnlichen kühlen Eklektiker darstellte, nemlich
die freilich erst viel später vollendete sHimmelfahrt Christic t). Noch
war es nicht völliger Ernst mit der Rückkehr zur alten Grösse. Das
Alterthum erschien noch immer lediglich als Schule für den akademi-
schen Anfang, die Ginquecentisten als Schule für Zeichnung und
Formgebung wie Gorreggio für Färbung und Helldunkel; zum tieferen
Eindringen in den Geist jener Perioden war man noch keineswegs
gelangt. Genug, dass man den Werth derselben für die Verbesse-
rung der Kunst empfand, statt sich, wie noch wenige Jahrzehnte
vorher in Dresden und selbst noch einige nachher anderwärts in
dünkelhafter Selbstüberschätzung über dieselben als einen überwun-
denen Standpunkt zu stellen.
Bedeutendere Originalproben seiner Richtung konnte jedoch
Mengs bei seinem damaligen Aufenthalte in Dresden überhaupt noch
nicht bieten; denn gerade der Auftrag zu jenem grossen Altargemalde
für die Hofkirche bestimmte ihn 1'752 zu einer dritten Uebersiedlung
nach Rom, wo er allein der Aufgabe gewachsen zu sein erklärte.
Dort traf er bald mit Winckelmann zusammen, dessen vertrautem
Umgang er wohl mehr verdankte, als der berühmte Gelehrte von
dem auch seinerseits überschatzten Künstler gewann. Die umfassen-
dere Ausbildung seines Wesens verhinderte jedoch bei dem Künstler
der im gewöhnlichen Leben vielleicht beneidenswerthe Umstand, all-
zufrühe auf eine Höhe gelangt zu sein, welche die Fortsetzung des
Ringens überflüssig zu machen schien. Denn die Nachfrage nach
seinen Arbeiten versetzte ihn bald in einen seinerseits auch genos-
senen Wohlstand und machte ihn zum gefeiertsten Künstler Roms.
Wie einst dem grossen Raphael, so folgten nun auch ihm Schaaren
von Jünglingen wie von gereifteren Künstlern, wenn er zum Gapitol
hinaufging, um die Academia clel nudo zu halten. Er war jedoch
Gest.
VOIl
Stölzel.