Volltext: Geschichte der neueren deutschen Kunst vom Ende des vorigen Jahrhunderts bis zur Wiener Ausstellung 1873

für einzog, oder wenigstens ergoss er sich in ein noch unreines Ge- 
fäss. Der Unterschied der künstlerischen Auffassung des Erbauers 
der katholischen Hofkirche, des Italieners Ghiaveri, und jener des 
Niengs war keineswegs zu gross, so dass auch diese beiden Männer 
bald die eintrachtigsten Freunde wurden, und Wengs sich dazu voll- 
kommen eignete, in jene bauliche Schöpfung des rehabilitirten Eklek- 
ticismus eines der Hauptwerke seines Pinsels zu stellen, in welchem 
er sich als einen ganz ähnlichen kühlen Eklektiker darstellte, nemlich 
die freilich erst viel später vollendete sHimmelfahrt Christic t). Noch 
war es nicht völliger Ernst mit der Rückkehr zur alten Grösse. Das 
Alterthum erschien noch immer lediglich als Schule für den akademi- 
schen Anfang, die Ginquecentisten als Schule für Zeichnung und 
Formgebung wie Gorreggio für Färbung und Helldunkel; zum tieferen 
Eindringen in den Geist jener Perioden war man noch keineswegs 
gelangt. Genug, dass man den Werth derselben für die Verbesse- 
rung der Kunst empfand, statt sich, wie noch wenige Jahrzehnte 
vorher in Dresden und selbst noch einige nachher anderwärts in 
dünkelhafter Selbstüberschätzung über dieselben als einen überwun- 
denen Standpunkt zu stellen.  
Bedeutendere Originalproben seiner Richtung konnte jedoch 
Mengs bei seinem damaligen Aufenthalte in Dresden überhaupt noch 
nicht bieten; denn gerade der Auftrag zu jenem grossen Altargemalde 
für die Hofkirche bestimmte ihn 1'752 zu einer dritten Uebersiedlung 
nach Rom, wo er allein der Aufgabe gewachsen zu sein erklärte. 
Dort traf er bald mit Winckelmann zusammen, dessen vertrautem 
Umgang er wohl mehr verdankte, als der berühmte Gelehrte von 
dem auch seinerseits überschatzten Künstler gewann. Die umfassen- 
dere Ausbildung seines Wesens verhinderte jedoch bei dem Künstler 
der im gewöhnlichen Leben vielleicht beneidenswerthe Umstand, all- 
zufrühe auf eine Höhe gelangt zu sein, welche die Fortsetzung des 
Ringens überflüssig zu machen schien. Denn die Nachfrage nach 
seinen Arbeiten versetzte ihn bald in einen seinerseits auch genos- 
senen Wohlstand und machte ihn zum gefeiertsten Künstler Roms. 
Wie einst dem grossen Raphael, so folgten nun auch ihm Schaaren 
von Jünglingen wie von gereifteren Künstlern, wenn er zum Gapitol 
hinaufging, um die Academia clel nudo zu halten. Er war jedoch 
Gest. 
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Stölzel.
	        
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