aus dem Vaterhause und zu einem bleibend unstäten Leben veran-
lasste. In gänzlicher Abgeschiedenheit vergingen dem Anton Raphael
die Kinderjahre _mit seinen beiden in gleicher Weise zur Kunst an-
gehaltenen Schwestern; die Kunstdressur schlug jedoch bei dem
Knaben ausnahmsweise an, indem sie die vielleicht sonst latent ge-
bliebene Anlage zur raschen Bethätigung trieb, so dass er schon in
seinem zwölften Jahre den ungesehen beobachtenden Vater mit dem
Versuche überraschte, dem eigenen entblössten Arme das abzusehen,
was ihm an dem vorliegenden Gypsmodelle unklar geblieben war.
Nun hielt es Ismael für angemessen, den Sohn zu Weiterer Ausbil-
dung nach Rom zu bringen und brach mit seinem ganzen Haus-
stande dahin auf. Der Statuenhof des Vatican, die Sixtina und end-
lich die raphaelischen Stanzen wurden für drei Jahre zum Kerker
des strenggehaltenen Jungen, dem es vielleicht eine Erholung War,
des Abends bei Conca nach lampenbeleuchteten Antiken oder ge-
legentlich bei Beneflziale Akte zu zeichnen, bis er nach Ansicht seines
Vaters nicht blos völlige Sicherheit der Hand, sondern auch die
Formengebung der Antike und der grossen Cinquecentisten sich an-
geeignet hatte. Als die Familie 1744 wieder nach Dresden zurück-
kehrte, konnte das Geheimniss von deren Existenz nicht mehr auf-
recht erhalten werden. Das Pastellbildniss des Kammersängers
Annibali erregte in dem Churfürsten August Ill. den Wunsch, dem
jugendlichen Künstler ebenfalls zu sitzen, und das Wohlgelungene
Werk verschaffte ihm reichen Lohn, Pension und [die Erlaubniss,
abermals nach Italien zu gehen, um sich dort der Oelmalerei zu
widmen. Der bisher noch unbenützte Pathe aus Correggio gab nun
dem Künstler neue Impulse, während dieser gleichwohl fortfuhr, in den
Stanzen des Vatikan wie in verschiedenen Galerien copirend, dem
Urbinaten seine Huldigung darzubringen. Nun entstand auch sein
erstes grösseres, jedoch sich an Raphael anlehnendes Eigenwerk,
eine heilige Familie, Welche ihn durch das Modell für die Madonna
(die schöne Margaretha Guazzi) zum Ehestand, und um den letzteren
zu ermöglichen, zum Uebertritt in die römische Kirche veranlasste.
Als technisch fertiger Künstler erschien Mengs 1749 Wieder in
Dresden: de Sdlvestre hielt es für angemessen, sich vor dem neuen
Hofmaler mit Pension zurückzuziehen, und die Ausschliesslichkeit der
französischen und italienischen Kunstherrschaft hatte am sächsischen
Hofe ein Ende. Es war jedoch kein durchaus neuer Geist, der da-