Literarische
Vorh
Mengs.
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ahmung der Griechenß nur in Deutschland ganz neu war. t) Für alle
Welt neu war jedoch seine Beweisführung. Gleichwohl zögerte die
Wirkung, zum Theil aus dem äusseren Grunde, weil die Künstler-
Welt, wie zumeist, der Literatur allzuferne stand und namentlich der
epochemachenden Schrift zunächst überhaupt nur eine sehr beschränkte
Verbreitung gegeben worden war.
Von Dresden, WO Winckelmann jenes Prolegoinenon geschrieben
und WO auch Hagedorn und Algarotti ihre Anschauungen entwickelt
hatten, sollte auch jene Künstlergestalt ausgehen, welcher die Mission
der Vorbereitung und Vorstufe zugefallen war, neinlich Raphael
Anton Jlfengsftf) Sein Vater lsinael Mengs, Miniatur- und Email-
maler aus Kopenhagen und seit einiger Zeit in den Diensten des
Churfürsten von Sachsen, ein düsterer, träger, ja selbst dem Trunk
ergebener Sonderling, scheint den Sohn, zu dessen obscurer Geburt
(12. März 1728) Isniael, Wohl weil die Ehestandspapiere nicht in
Ordnung waren, das böhmische Städtchen Aussig ausersehen hatte,
zum Rivalen der grössten Maler gleichsam prädestinirt zu haben.
Vielleicht mehr ahnend als überzeugt, dass seine eigene Bahn wie
die Richtung seiner Zeit ein Abweg sei, Wollte er den Sohn auf jene
Vorbilder hinweisen, nach welchen er Besseres leisten könnte, und
rief dadurch, dass er die beiden Taufnainen des Kindes dem grossen
Urbinaten und Gorreggio entlehnte, diese förmlich als Pathen an,
um ihn in seiner Absicht zu unterstützen. Es war jedoch nicht
blos sein Wunsch, dass der Knabe es dahin bringen solle, aZU zeich-
nen wie Raphael und zu koloriren wie Correggioa; denn als sein
Freund, der Kunsthiindler Böttcher in Leipzig, von der Unsicherheit
der Erfüllung solcher Wünsche sprach, da meinte er kurz und
schroff: a6? soll und mussc. Für das eine wurde auch von dem
Augenblick an, wo die Kinderhand die Reissfeder halten konnte,
durch unablässiges Ueben nach Stichen und nach GypSabgÜSSGII,
für das andere mit der Peitsche gesorgt, deren grausame Hand-
habung einen älteren Bruder des Anton Raphael sogar zur Flucht
I) A. a. O. I. S. 386. Der Satz findet sich ganZ ähnlich 139i La BruyäTe, 165
caracteres de Theophraste avec les caracteres ou les rnoeurs de ce siecle. Bruxel-
les 1692.
I") G. N. Aza-ra, Vita di A. R. Mengs. Opßre III. Ediz. Roma. 1787. Bian-
coml Elogio storico del Gav. A. B. Mengs. Milano 1780, übersetzt von J. E. Milller.
Zürich 1781. N. Guibal Eloge historique de Mengs. Par. 1781.