56
Buch
Gap.
Kunstzustände
des
bis
Jahrhunderts
1770.
Cabinetsbildepn beschäftigten, erscheinen als künnnerliche Manieristen
und Nachahmer, vorzugsweise der Niederländer. So finden wir
z_ ]3_ in J_ C1"; Fiedler (T 1768 als Hofmaler zu Darmstadt), nach-
dem er in der Manier seiner Lehrer Rigaud und Largilliere Porträte
gemalt, weiterhin einen Nachahmer von Dou und Mieris. Aehn-
liche Tendenz verräth J. Junker (T 1767 zu Frankfurt), den Teniers
und Ostade's huldigen J. A. Hcrrlein (T 1796 als Hotmaler zu Fulda)
den gefeierten Atlasmalern A. J. Braun (T 1827 zu Wien); den
niederländischen Landschaftern und vornehmlich den späteren folgen
J. Ohr. Brand (T 1795 zu Wien), der Frankfurter W F. Hrrt
(T 1772) und selbst noch J. H. Wüst (T 1822 zu Zürich); als
Nachahmer von Neefs und Steenwyck erscheinen Chr. Stöchlein
(T 1795), J. L. U. Morgenstern (T 1819) und Chr. Schütz (T 1791
wie die beiden vorgenannten zu Frankfurt), der letztere als Land-
schafter an Sachtleben sich anlehnend. Dass J. Roos als Enkel des
Rosa von Tivoli sich diesen und seinen Vater zum Vorbild nimmt,
erscheint noch natürlicher, Wie auch den zahlreichen Blumen- und
Stilllebenmalern die grossen niederländer Vorbilder zeitlich ganz nahe
liegen. In J. U. Scelcatz dagegen (i 1'768 als Hofmaler zu Darm-
stadt), dem Dietrich des westlichen Deutschland, tritt uns wieder
die Geschicklichkeit entgegen, je nach Gegenstand oder freier Wahl
im Gewande verschiedener Meister aufzutreten, wie in religiösen
Darstellungen in rembrandtesker, in allegorischen in der Manier des
Vanloo, im Genre in der des einen oder andern der holländischen
Kleinmeister.
Es liesse sich die Zahl der aufgeführten Beispiele leicht noch
vermehren, wenn es der Mühe verlohnte. Originalität und Rück-
kehr zur Natur findet sich bis zu den letzten Jahrzehnten des
18. Jahrhunderts in Deutschland nirgends, und darum auch keine
Kunst. Alles ist Plagiat und Armseligkeit und der Gesammteindruck
der einer künnnerlichen Nachtlampe, deren nur mehr glimmender
Docht an dem letzten Reste des alten Oeles zehrt. Das einzige Feld,
in dem noch Nennenswerthes geleistet wird, ist das Gebiet des Grab-
stichels, welches die Vorliebe des grossen Publikums das ganze Jahr-
hundert hindurch nährt, und das desshalb gedeihen kann, weil bei
ihm die Originalität nicht als Grundbedingung"; gefordert wird.