fortzusetzen vermocht hätten, so dass in der zweiten Hälfte des
18. Jahrhunderts das kahle und tinerquickliche Zopfthum in Wien
mehr als irgendwo seine ertödtenden Wirkungen äussern konnte.
Von den übrigen deutschen Residenzen ist München hier nur
flüchtig zu erwähnen, dessen benachbarte Lustschlösser Schleissheim
und Nymphenburg sich nicht zum Range der genannten Wiener
Paläste erheben , wenn auch der Park zu Nymphenburg in einem
Pavillon wie die Residenz zu München in dem angebauten Residenz-
theater hinsichtlich der baulichen Ausstattung des Innern Perlen
des Rococostyles besitzt. Den Hofbildhauer R. B003, dessen Vor-
gänger Messerschmid und Straub kaum nennenswerth sind 1810),
wie den Hofmaler (Ihr. Wink (1- 1797), welche beide 1770 jene
Zeichnungsschule gründeten, aus der die Münchener Akademie er-
wuchs, darf ich nur erwähnen, weil ich an dem Orte ihrer Thätig-
keit schreibe. Stuttgarts Aufschwung gehört zumeist in die nächste
Periode, wenn auch das 1746 begonnene Schloss als ein Vorbote
des bald darauf erwachenden Classicismus betrachtet werden muss.
Die Anlage von Ludwigsburg ist trocken und selbst die Solitude ohne
eigentlichen Werth. Auch das Schloss von Carlsruhe ist hier zu
erwähnen; die Stadt selbst verdankt ihr eigenthümliches Gepräge
erst einem der nächsten Periode angehörigen Baukünstler. Missver-
standenes Streben nach grandioser Einfachheit macht das zu Anfang
des 18. Jahrhunderts erbaute Schloss zu Mannheim wenigstens
im Innern kerkerhaft, düster und prosaisch. Gelungener erscheint
das Schloss zu Rastatt durch seine lebensvolle Decoration, immer
aber noch zurückstehend gegen das fürstbischöfliche Schloss zu
Würzburg, eines der stattlichsten und zugleich elegantesten Bau-
werke dieser Periode, von 1720-1744 durch B. Ncumamz (T 1753)
geschaffen. Weniger genial, wenn auch tüchtig" gebildet erscheint
neben diesem Autodidakten P. Becker, ein Schüler Schlüter's und
zuletzt in Bayreuth thätig (T 1713), auch durch sein Lehrbuch
über barocke Palastarchitektur t) von weitgreifendem Einfluss. Das
übrige Deutschland hielt mit der Lebhaftigkeit Süddeutschlands im
Palastbau nicht gleichen Schritt, wenn auch Cassel, Braunschweig,
Bonn und andere Städte nicht unthätig verblieben.
Auch die Schwesterkünste reichten der Architektur selten zu
Fürstlicher Baumeister.
Augsburg
1713.