70-1
B1
VIII.
Cälß
Die
Kx
lnst
der
Gegenwart
im
übrigen
Eu
trag und künstlerische Mache haben den tief gemüthvollen Zug, den
Ernst des Gedankens und die Fülle der Ideen nicht erstickt oder so
zurückgedrängt, dass sie etwa nur secundär neben der Virtuosität
der Ausführung sich geltend machen könnten. Schwächer in der
Zucht der Schule, hat die deutsche Kunst dafür in mühsamem Ringen
der Zucht der Sitte gehuldigt, und die buhlerischcn Mittel verschmäht,
welche derselben zuwiderliefen, daher auch im Ganzen und Grossen,
statt in dem kecken Auftreten und Gewande der berückenden Kokette,
wie nicht selten die Kunst des Nachbarlancles, fesseln zu wollen, viel-
mehr wenn auch nicht die Reize der Jungfrau, so doch die reife
Zurückhaltung der Matronev bewahrt. Steht sonach zwar nicht die
Wiederkehr jugendlicher Unbefangenheit und Frische, wie sie ja aller
Erfahrenheit gegensätzlich ist, zu heften, und muss man vielmehr
besorgen, dass die Sonnenwende der modernen Kunstperiode vorüber
ist, so darf man doch noch eines fruchtbaren und herzerfreuenden
Herbstes gewärtig sein.