numentalplastik verderblich geworden. Die gestriegelten Racepterde
der Reiterstatueil London's würden sich viel mehr eignen Joqueyg
als Könige und Helden zu tragen, welche überdiess so kunstgerechl;
sitzen, als sei die steife aristokratische I-teitkunst das Hauptverdienst
gewesen, für welches die Denkmäler errichtet wurden. In der Ideal-
plzlStlli hindert eine gewisse Prüderie, die am liebsten Even und
Undinen an die Stelle griechisch-mythologischer Idealtypen setzt, am
vollen Erfassen gesunder Formschönheit, so dass der allzu zahme
Geist der englischen Kunst, als deren Hauptrepräsentant J. West-
macolt zu nennen ist, sich in den schärfsten Gegensatz gegen die
allzu dreiste Vollsäftigkeit der französischen setzt. _Das Beste wird
in der Porträtbüste geleistet, in welcher namentlich G. Adams her-
vorragt, während es indess auch nicht an Versuchen fehlt, die
französische Art, zu importiren, wie u. a. (FEQJJnay gezeigt hat.
In der Architektur endlich giebt es nur eine Richtung, in wel-
cher auch die neueste Zeit in England wahrhaft Bedeutendes hervor-
gebracht hat, und diese ist die englische Gothik. Die nie ganz er-
loschene nationale Tradition hat hierin einen wirklich erfreulichen
Neuaufschwung gewonnen und Leistungen hervorgerufen, welche in
zahlreichen Kirchen, Saalbauten, öffentlichen Anstalten u. s. w. ge-
diegenes Verständniss, Eingelebtheit und die Fähigkeit zeigen, mit.
grosser Oekonomie bedeutende malerische und überhaupt künstlerische
Effekte zu erzielen. Hierin mag der Continent von England noch
Manches zu lernen haben, wie in der That schon mehrfach englische
Bnukünstler auch diesseits des Canals vornehmlich zu Gultbauten
herangezogen worden sind.
Wir stehen damit am Ziele. Es ist nicht zu bezweifeln, dass
kein Land Europafs in der Kunstthätigkeit quantitativ und qualitativ
niit Frankreich und Deutschland sich messen darf. Muss aber die
deutsche Kunst sich bescheiden, in technischer Hinsicht die Superiorität
Frankreichs anzuerkennen und sogar zugestehen, mit den rapiden
Fortschritten Frankreichs in dieser Beziehung selbst in der Abhängig-
keit nicht gleichen Schritt gehalten zu haben, so darf es sich auch
rühmen von den Ausschreitungen, welche dem stürmischen Vorwärts-
gehen Frankreichs keineswegs erspart waren, in der Hauptsache ver-
schont geblieben zu sein. Namentlich aber kann Deutschland darauf
stolz sein, die ihm eigene Innerlichkeit, das Betonen des Wesens der
Darstellung auch in dem neuen Gewande bewahrt zu haben. Vor-