Dafür bietet das Genre manche rühniliche Eigenschaft. Viel-
leicht ist die Empfindung nicht so unmittelbar als man wünschen
kann, und immer, wie diess das elegante Drawing-rooin erfordert,
allzu fashioitable, um ganz wahr und klar zu sein. Es steigt auch
nur selten in jene Schichten der Gesellschaft hinab, in welchem der
von den Malern tmerreiclmte Dichter Dickens die Schatten zu den Lichtern
seiner besseren Gesellschaft holte. Allein sowohl die Schönheit des
englischen Familienlebens, als der zwar trockene doch hochgradige
Humor des Britten macht sich in stets erfreulicher Weise auch hier
geltend, und zwar in der ganzen Gründlichkeit der Darstellung wie
sie dem Nationalcharakter eigen ist. E. Nicnl, Ph. CGICZWYMI, Slir
G. filtert-leg], W. P. Itlrith, T11. Faed, H. O'Neil dürfen aus diesen
Gründen den besten Genremalern unserer Zeit angereiht werden.
Nicht minder schätzbar ist die englische Landschaftsmalerei.
Hier hatten die Künstler übrigens auch treffliehe Vorgänger: von
Gainsborough an bis Bonington und den genialen J. M. Turner-
war der Boden vorbereitet und die in der That malerische britische
Insel für die Kunst herangezogen worden. Trotz der ausgebreitetsten
Kenntniss aller Länder der Welt bleibt der englische und schottische
Landschafter seiner eigenen Natur treuer als der Franzose, wie
"Vicat Cola, R. Rßllfjfftliß und P. Graham- zeigen. Für die seefahrende
Nation ist auch die Seltenheit der Marine, in welcher übrigens E.
W. Cooke vorzüglich, benierkenswerth. Dagegen hat die sprüch-
wörtliche Liebhaberei der Engltander für Pferd und Hund in Jagd
und Rennenbildern reichlichen Ausdruck gefunden, und der kürzlich
verstorbene Sir E. LanrLs-evr- muss sogar zu den ersten Meistern
Englands überhaupt gezählt werden. Eine spezielle Vorliebe für das
Aquarell führte endlich besonders hierin zu ganz hervorragenden
Leistungen und ein D. Itoberts, durch seine lithographisch puhlicirten
Orientaufnahmen wohlbekannt geworden, T. S. Cooper und Sir J.
Gilbert verdienen in der That den Ruf ihrer Meisterschaft. Wenn
etwas daran zu rügen, so ist es vielleicht der Umstand, dass vom
Aquarell ebensoviel Einfluss auf die Oelmalerei geübt wurde als
umgekehrt von der letzteren auf die Wasserfarbe, so dass sich viel-
fach der im Materiale liegende stylistische Unterschied gänzlich
verwischt.
In der englischen Plastik ist der trockene Realismus, welcher
illllllälig die Flaxman'sche Tradition verdrängt, besonders der Mo-