Volltext: Geschichte der neueren deutschen Kunst vom Ende des vorigen Jahrhunderts bis zur Wiener Ausstellung 1873

Dafür bietet das Genre manche rühniliche Eigenschaft. Viel- 
leicht ist die Empfindung nicht so unmittelbar als man wünschen 
kann, und immer, wie diess das elegante Drawing-rooin erfordert, 
allzu fashioitable, um ganz wahr und klar zu sein. Es steigt auch 
nur selten in jene Schichten der Gesellschaft hinab, in welchem der 
von den Malern tmerreiclmte Dichter Dickens die Schatten zu den Lichtern 
seiner besseren Gesellschaft holte. Allein sowohl die Schönheit des 
englischen Familienlebens, als der zwar trockene doch hochgradige 
Humor des Britten macht sich in stets erfreulicher Weise auch hier 
geltend, und zwar in der ganzen Gründlichkeit der Darstellung wie 
sie dem Nationalcharakter eigen ist. E. Nicnl, Ph. CGICZWYMI, Slir 
G. filtert-leg], W. P. Itlrith, T11. Faed, H. O'Neil dürfen aus diesen 
Gründen den besten Genremalern unserer Zeit angereiht werden. 
Nicht minder schätzbar ist die englische Landschaftsmalerei. 
Hier hatten die Künstler übrigens auch treffliehe Vorgänger: von 
Gainsborough an bis Bonington und den genialen J. M. Turner- 
war der Boden vorbereitet und die in der That malerische britische 
Insel für die Kunst herangezogen worden. Trotz der ausgebreitetsten 
Kenntniss aller Länder der Welt bleibt der englische und schottische 
Landschafter seiner eigenen Natur treuer als der Franzose, wie 
"Vicat Cola, R. Rßllfjfftliß und P. Graham- zeigen. Für die seefahrende 
Nation ist auch die Seltenheit der Marine, in welcher übrigens E. 
W. Cooke vorzüglich, benierkenswerth. Dagegen hat die sprüch- 
wörtliche Liebhaberei der Engltander für Pferd und Hund in Jagd 
und Rennenbildern reichlichen Ausdruck gefunden, und der kürzlich 
verstorbene Sir E. LanrLs-evr- muss sogar zu den ersten Meistern 
Englands überhaupt gezählt werden. Eine spezielle Vorliebe für das 
Aquarell führte endlich besonders hierin zu ganz hervorragenden 
Leistungen und ein D. Itoberts, durch seine lithographisch puhlicirten 
Orientaufnahmen wohlbekannt geworden, T. S. Cooper und Sir J. 
Gilbert verdienen in der That den Ruf ihrer Meisterschaft. Wenn 
etwas daran zu rügen, so ist es vielleicht der Umstand, dass vom 
Aquarell ebensoviel Einfluss auf die Oelmalerei geübt wurde als 
umgekehrt von der letzteren auf die Wasserfarbe, so dass sich viel- 
fach der im Materiale liegende stylistische Unterschied gänzlich 
verwischt. 
In der englischen Plastik ist der trockene Realismus, welcher 
illllllälig die Flaxman'sche Tradition verdrängt, besonders der Mo-
	        
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