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Buch.
VIII.
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Die
der
Kunst
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Europa.
weiss er die nationale Art zu Gunsten moderner französischer und
belgischer Vorbilder ganz zu verleugnen. Sonst bannt der magische
Zauberkreis eines Rembrandt die Mehrzahl der Künstler sowohl in
dem seltenen Historienbild oder historischen Genre, wie I1. A. Tright
in seinen Reformationsscenen oder vielmehr Gruppen_ ersehen lässt,
als im Bildniss und im eigentlichen Genre, in Welchem nur gelegent-
lich ein Van der Helst oder Ostade eines gleichen Verzuges als
Vorbild sich erfreut. Diess zeigen die bedeutendsten Kräfte dieser
Kunstzweige, wie J. Israels und C. Bisschop, bei welchen das Hell-
dunkel gleichsam als Programm ihrer Bilder sich verdrängt, wogegen
der Stoff als zufällig zurücktritt, der Gemüthsausdruck aber ganz
vernachlässigt erscheint. Etwas tiefer stellen sich und
H. ten Kate dar, die durch mehr innerliche Durchbildung auch einiges
gegenständliches Interesse zu erwecken vermögen, während wieder
andere, wie D. Bles, vorzugsweise auf Zierlichkeit und Delicatesse
ausgehen.
In ähnlicher Weise lehnt sich auch die Landschaft an die älteren
holländer Canal- und lllarinemaler, von deren ganz und gar beherr-
schendem Einfluss sich nun der tüchtige, aber nach Brüssel über-
gesiedelte WÜRoeZofs fernehält und J. W. Bilders wie der treffliche
Marinemeister H. E. van Heemskerck mm Beest einigermassen zu
emancipiren vermögen. Näher halten sich die bekannten Architeclur-
maler C. Springer und J. Bosboom an ihre Vorbilder, doch nicht
ohne eigene Verdienste, jener in der Ansicht, dieser im Interieur.
Dagegen wagte auch ein A. illauve durch breite Kühnheit die Manier
der übrigen Wouvermanschüler im Pferdebild zu brechen, wodurch
auch I-Ienlriette Renner ihren verdienten Ruhm in der Hundemalerei
erlangte, während T. Baklzzzyseiz mit Erfolg flott und kühn gemalte
Blumen neben die Zartheit der Huysums und seiner Nachfolger zu
setzen sich erdreistet.
Die bei weitem überwiegende Mehrzahl der holländischen Künstler
unterscheidet sich jedoch kaum von Copisten der Alten, wenn auch
gegenständlich eine andere Phrase an die Stelle der alten, die eine
eben so gleichgültig als die andere gesetzt wird. Es ist indess nicht
zu leugnen, dass es den Holländern gelungen ist, ihre alten Meister
gründlich kennen zu lernen.
Den Vortheil einer so reichen Tradition wie die Niederlande
8911055 England nicht. Dürftig wie ihre gesammte Kunstentwick-