Volltext: Geschichte der neueren deutschen Kunst vom Ende des vorigen Jahrhunderts bis zur Wiener Ausstellung 1873

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Hinsicht macht nur der Neapolitaner F. Sagliano eine Ausnahme, 
der in dem Einzug Victor Emanuels in Rom (1. Juli 1871) die 
Schwerfäilligkeit der übrigen Verherrlicher der Italia unita zu ver- 
meiden gewusst, wührend in letzterer der Römer M. Cammaravzo in 
seiner grosses Aufsehen machenden Bersaglieri-Attake in lebens- 
grossen Figuren ein künstlerisch abstosscndes Exempel gab. Er hat 
damit namentlich gezeigt, dass die Vergrösserung der Figuren noch 
kein Historienbild ausmache, dass vielmehr eine Scene, die in der 
Skizze oder im kleinen Maassstabe vielleicht vortrefflich gewesen 
wäre, durch die Vergrösserung zur unerträglichen Grimasse werde. 
Dagegen hat auch Italien über tüchtige Meister des Genre zu 
gebieten, und zwar ebensowohl im classischen, als im cinquecen- 
tistischen und modernen Genre. Im ersteren, von I. igciuti, M. Te- 
alcsco, A. Scifoni, L. Bhassini, G. de Nigris u. A. vertreten, findet 
sich nichts von der vollendeten harmonischen Ausführung und dem 
ängstlichen archäologischen Studium, wie bei Gerome oder Alma 
Tadema, im Gegentheil ist die Technik in der Regel verblasen und 
doch das Colorit in schneidenden Gontrasten gewählt, wie auch zu 
bemerken ist, dass die Künstler hierin der akademischen Schönheit 
beinahe ängstlich aus dem Wege gegangen sind, ohne doch für 
Realität in dem kreidigen Ton die rechte Grundlage zu finden. Das 
geschichtliche Genre des Quatro- und Cinquecento sucht hauptsächlich 
bei Robert-Fleury seine Anknüpfungspunkte, erreicht aber gelegent- 
lich eine nennenswerthe Höhe, wie bei I). illorelli, A. Cattcmeo, 
C. F. Biscarrct, E. Gavnba, G. Bertini und A. Focosi. Doch wird es 
von dem Genre modernen Inhalts entschieden übertroffen, das in 
den beiden IndzmofDmnevzico und Geromäno deutschen, in L. Busi 
belgischen (Stevens), in M. Bicmchi, französischen Einfluss der Schule 
Isabey's verräth, und auch sonst wie in R. Fontana, F. Brambilla. 
u. A. wenigstens in technischer Beziehung ganz auf der Höhe der 
Zeit steht. 
Auffallend ist endlich in der Landschaftsmalerei die Aengstlich- 
keit, mit welcher die italienischen Künstler die natürliche Schönheit 
ihres Landes besonders in Bezug auf die Form vermeiden, und sich, 
den tüchtigen A. Vertunni etwa ausgenommen, mit den unschein- 
barsten Vorwürfen begnügen, um den Licht- und Farbeeffekten, von 
welchen die ersteren offenbar durch Photographiestudien beeinflusst 
sind, vollen Spielraum gewähren zu können. In dieser Beziehung
	        
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