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Hinsicht macht nur der Neapolitaner F. Sagliano eine Ausnahme,
der in dem Einzug Victor Emanuels in Rom (1. Juli 1871) die
Schwerfäilligkeit der übrigen Verherrlicher der Italia unita zu ver-
meiden gewusst, wührend in letzterer der Römer M. Cammaravzo in
seiner grosses Aufsehen machenden Bersaglieri-Attake in lebens-
grossen Figuren ein künstlerisch abstosscndes Exempel gab. Er hat
damit namentlich gezeigt, dass die Vergrösserung der Figuren noch
kein Historienbild ausmache, dass vielmehr eine Scene, die in der
Skizze oder im kleinen Maassstabe vielleicht vortrefflich gewesen
wäre, durch die Vergrösserung zur unerträglichen Grimasse werde.
Dagegen hat auch Italien über tüchtige Meister des Genre zu
gebieten, und zwar ebensowohl im classischen, als im cinquecen-
tistischen und modernen Genre. Im ersteren, von I. igciuti, M. Te-
alcsco, A. Scifoni, L. Bhassini, G. de Nigris u. A. vertreten, findet
sich nichts von der vollendeten harmonischen Ausführung und dem
ängstlichen archäologischen Studium, wie bei Gerome oder Alma
Tadema, im Gegentheil ist die Technik in der Regel verblasen und
doch das Colorit in schneidenden Gontrasten gewählt, wie auch zu
bemerken ist, dass die Künstler hierin der akademischen Schönheit
beinahe ängstlich aus dem Wege gegangen sind, ohne doch für
Realität in dem kreidigen Ton die rechte Grundlage zu finden. Das
geschichtliche Genre des Quatro- und Cinquecento sucht hauptsächlich
bei Robert-Fleury seine Anknüpfungspunkte, erreicht aber gelegent-
lich eine nennenswerthe Höhe, wie bei I). illorelli, A. Cattcmeo,
C. F. Biscarrct, E. Gavnba, G. Bertini und A. Focosi. Doch wird es
von dem Genre modernen Inhalts entschieden übertroffen, das in
den beiden IndzmofDmnevzico und Geromäno deutschen, in L. Busi
belgischen (Stevens), in M. Bicmchi, französischen Einfluss der Schule
Isabey's verräth, und auch sonst wie in R. Fontana, F. Brambilla.
u. A. wenigstens in technischer Beziehung ganz auf der Höhe der
Zeit steht.
Auffallend ist endlich in der Landschaftsmalerei die Aengstlich-
keit, mit welcher die italienischen Künstler die natürliche Schönheit
ihres Landes besonders in Bezug auf die Form vermeiden, und sich,
den tüchtigen A. Vertunni etwa ausgenommen, mit den unschein-
barsten Vorwürfen begnügen, um den Licht- und Farbeeffekten, von
welchen die ersteren offenbar durch Photographiestudien beeinflusst
sind, vollen Spielraum gewähren zu können. In dieser Beziehung