Volltext: Geschichte der neueren deutschen Kunst vom Ende des vorigen Jahrhunderts bis zur Wiener Ausstellung 1873

Pedanterie, welche wohl tiefer liegt als in der Zufälligkeit individueller 
künstlerischer Erscheinung. So hat auch das dänische Genre in dem 
begabten C. Blech, dem Meissonier des Nordens, seine höchsten Er- 
folge errungen, an welchen übrigens der ausserordentliche Fleiss der 
Durchführung einen grossen Antheil hat, obwohl dessen Mönchsdar- 
Stellungen, wobei Zahnschmerz, Taubheit und andere Gebrechen eine 
Rolle spielen, auch von wahrhaft komischer Wirkung sind. In der 
Landschaft drängte das malerisch nicht allzu reiche Innere, wenn 
nicht Italien, wie zumeist auch im Genre, die Stoffe bot, zur Küsten- 
darstellung, in Welcher C. F. Sorenscia und J. C. Neu-warum, ausser- 
dem die namentlich mit Schiffertreiben staffirenden beiden Blelbyc, 
Anton und IWZlzel-nzr, hervorragen. 
In Russland sind die französischen Einflüsse im Uebergewichte. 
Bei weitem der Mehrzahl unter den Künstlern stehen glänzende 
coloristische Effecte höher als die Bedeutung des Inhalts, selbst als 
die reale Wahrheit. Es scheint, dass der russische Beschauer derber 
gefasst werden muss, als der sinnige Germane, und dass es der 
Künstler sich gründlich angelegen sein lässt, der Stimmungsanlage 
seines Volkes gerecht zu werden. Besonders die Historienbilder ver- 
rathen die Absicht der Blendung durch drastische Beleuchtungseffecte 
bis zu dem Grade," dass man gar nicht zweifeln kann, dass z. B. 
Gnlfis hl. Abendmahl oder H. Semimdskgfs sChristus und die, schöne 
Stinderina stofflich nur die Folie zu brillantem Luft- und Farbenvir- 
tutosenthum darbieten sollte. Wo auch eine stoffliche Wirkung an- 
gestrebt wird, wie bei Sinmzlcr's auf Rührungstendenz beruhenden 
Stücken, ist der Ausdruck nach der sentimentalen Seite hin über- 
trieben, wohl aus demselben Grunde, um beim grossen Publikum 
seine Wirkung nicht zu verfehlen. Im militärischen Fache, in wel- 
chem der schon in der Münchener Kunst besprochene Meister AI. 
Kotzrzbue allen russischen Genossen überlegen, muss bei der aus- 
schliessend nationalen Stoffwahl düstere Herbheit der Natur wie 
Ptauhheit der scythischen Krieger vorherrschen. Dagegen stehen die 
hässlichen Typen der Köpfe im Genre in pikantem Contraste zu der 
Schönheit der Farbe, wie E. Ifiepizz in seinen vielbewunderten ))Bap_ 
kenziehern an der Wolgae gezeigt hat. Wo dann Sonneneffecte um- 
möglich, da zeigen Genredarstellungen gerne jene drastische Ueber- 
angestrengtheit der Action, welche oft zum vorgestellten Gegenstand 
in keinem Verhältnisse mehr steht, und den tmbefangenen Beschauer
	        
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