Pedanterie, welche wohl tiefer liegt als in der Zufälligkeit individueller
künstlerischer Erscheinung. So hat auch das dänische Genre in dem
begabten C. Blech, dem Meissonier des Nordens, seine höchsten Er-
folge errungen, an welchen übrigens der ausserordentliche Fleiss der
Durchführung einen grossen Antheil hat, obwohl dessen Mönchsdar-
Stellungen, wobei Zahnschmerz, Taubheit und andere Gebrechen eine
Rolle spielen, auch von wahrhaft komischer Wirkung sind. In der
Landschaft drängte das malerisch nicht allzu reiche Innere, wenn
nicht Italien, wie zumeist auch im Genre, die Stoffe bot, zur Küsten-
darstellung, in Welcher C. F. Sorenscia und J. C. Neu-warum, ausser-
dem die namentlich mit Schiffertreiben staffirenden beiden Blelbyc,
Anton und IWZlzel-nzr, hervorragen.
In Russland sind die französischen Einflüsse im Uebergewichte.
Bei weitem der Mehrzahl unter den Künstlern stehen glänzende
coloristische Effecte höher als die Bedeutung des Inhalts, selbst als
die reale Wahrheit. Es scheint, dass der russische Beschauer derber
gefasst werden muss, als der sinnige Germane, und dass es der
Künstler sich gründlich angelegen sein lässt, der Stimmungsanlage
seines Volkes gerecht zu werden. Besonders die Historienbilder ver-
rathen die Absicht der Blendung durch drastische Beleuchtungseffecte
bis zu dem Grade," dass man gar nicht zweifeln kann, dass z. B.
Gnlfis hl. Abendmahl oder H. Semimdskgfs sChristus und die, schöne
Stinderina stofflich nur die Folie zu brillantem Luft- und Farbenvir-
tutosenthum darbieten sollte. Wo auch eine stoffliche Wirkung an-
gestrebt wird, wie bei Sinmzlcr's auf Rührungstendenz beruhenden
Stücken, ist der Ausdruck nach der sentimentalen Seite hin über-
trieben, wohl aus demselben Grunde, um beim grossen Publikum
seine Wirkung nicht zu verfehlen. Im militärischen Fache, in wel-
chem der schon in der Münchener Kunst besprochene Meister AI.
Kotzrzbue allen russischen Genossen überlegen, muss bei der aus-
schliessend nationalen Stoffwahl düstere Herbheit der Natur wie
Ptauhheit der scythischen Krieger vorherrschen. Dagegen stehen die
hässlichen Typen der Köpfe im Genre in pikantem Contraste zu der
Schönheit der Farbe, wie E. Ifiepizz in seinen vielbewunderten ))Bap_
kenziehern an der Wolgae gezeigt hat. Wo dann Sonneneffecte um-
möglich, da zeigen Genredarstellungen gerne jene drastische Ueber-
angestrengtheit der Action, welche oft zum vorgestellten Gegenstand
in keinem Verhältnisse mehr steht, und den tmbefangenen Beschauer