Welch bedeutende Kräfte aus Ungarn und Oestcrreichisch-Polen durch
die Münchener und Wiener Schule anls Licht gebracht wurden, ist
schon bei Besprechung der Kunst Oesterreichs im weiteren Umfange
mehrfach erwähnt worden. Nicht minder lebhaft war der Einfluss
Deutschlands in Scandinavien, zum Theil auch in Dänemark und
Russland, obwohl das Gzaarenreich wie das russische Polen sich in
der Regel seine Anregungen lieber an der Seine als an Isar, Rhein
und Spree holte. Wie jedoch die Osthälfte Europas von welcher
Türkei und Griechenland hier so viel wie gar nicht in Betracht kom-
men können, überwiegend unter deutschem Einflüsse steht, so ist
der französische unbestreitbar bei den westlichen Ländern, Italien,
Westschweiz und der Pyrenäenhalbinsel. England und die Nieder-
lande aber bleiben zum grossen Theil indifferent, minder glücklich
auf eigene Faust hin das erstere, nicht ohne Glück auf reicher natio-
naler Tradition fussend die letzteren.
Ob Scan dinavien sich mehr bei Deutschland zu bedanken
habe, dass es seine besten Talente zu Meistern ersten Ranges her-
angebildet, oder ob vielmehr Deutschland dem seit grauer Vorzeit
stammverwandten Norden dafür verpflichtet sei, dass er dieselben
den deutschen Künstlerkreisen abgetreten, muss dahingestellt bleiben.
Thatsache ist, dass eine Reihe von Scandinaviern nicht blos in
Deutschland lernten, sondern auch da den grössten Theil ihres Lebens
wirkten, so dass wir sie ganz zu den Unsrigen zählen, und sie nur
bei internationalen Ausstellungen beinahe mit Befremden in der Reihe
ihrer Landsleute von Geburt wiederfinden. Wir halten uns berechtigt,
die uns als Düsseldorfer geläufigen Genremeister A. Ticlemaml, B.
Alorrlerrberg, wie von den jüngern A. Jernberg und Fr. Fagerlin, und
ebenso die Landschafter H. Gude, jetzt Professor in Carlsruhe, und
L. Munthe in Düsseldorf, so gut wie den Münchener Kn. Baarle als
in doppeltem Sinne naturalisirt zu den Unsrigen zu zählen, und wer-
den es auch mit Gude's besten Schülern J. Nielssen und Fr. Smith
und anderen ebenso halten, wenn sie ihr Vaterland nicht zurück-
verlangt oder erlangt, wie diess nur mit wenigen Künstlern geschehen
ist. Jedenfalls ist es im hohen Grade bemerkenswerth, dass von den
schwedischen Beschickern der letzten Wiener Ausstellung mehr als
ein Drittheil in Düsseldorf lebt, während von Norwegern sogar mehr
als die Hälfte sich in Deutschland niedergelassen hat.
Ist daher auch das Künstlerherz dem Vaterlande treu geblieben,