Volltext: Geschichte der neueren deutschen Kunst vom Ende des vorigen Jahrhunderts bis zur Wiener Ausstellung 1873

der Kunst eine Grossinachtstelluimg vindicirt, die der französischen 
völlig ebenbürtig erscheint. 
Eine dritte Grossmacht in der Kunst aber giebt es jetzt weder 
in Europa, noch überhaupt auf der Erde. Denn wenn auch Bel- 
gien besonders auf die Entfaltung der Coloristik einen beinahe ebenso 
grossen Einfluss  auch in Deutschland  ausgeübt hat, wie Frank- 
reich vorwiegend in realistischer Beziehung, so schlug doch das kunst- 
reiche belgische Land nur einige Saiten des Accordes an, der in 
Frankreich und Deutschland umfassender und voller erklang, als es 
in der wunderbaren Stadt an der Schelde möglich war; namentlich 
waren Plastik und Architektur in Belgien mit dem Aufschwunge der 
Malerei keineswegs in Harmonie geblieben, sondern waren entweder 
verstummt oder auf die Weise des gallischen Nachbars eingegangen. 
Gehört auch der belgische Bildhauer lllatlz. Kessels, geb. zu Mastricht 
1784, 1- zu Rom 1836, mit G. Schadow zu den ersten, welche das 
Banner der Realität auch in der Plastik entrollten, so zeigen doch 
die jüngeren Häupter der belgischen Meister in dieser Kunst, Jos. 
Geefs, geb. zu Antwerpen 1825, T 1857, und Ch. Geerts, geb. zu 
Antwerpen 1808, "i" 1855, eine Beeinflussung durch die Franzosen, 
welche die des in Rom lebenden belgischen Altmeisters entschieden 
überwog. Daran hielt sich auch die jüngere Generation, zumeist 
minder glücklich in Monumentalplastik, wie die neuesten Denkmäler 
zu Antwerpen (L. de Ozeypevßs Van Dyk und J. du Gajzds Boduognat) 
und von Brüssel (A. Cattieir's John Cockerill) zeigen, als in der Museums- 
und Salonbildnerei, worin C. A. Fraikin vielleicht als der begabteste 
belgische Meister der Gegenwart hervorragt.  Noch weniger Selbst- 
ständigkeit zeigen die belgischen Architekten, von Welchen etwa A. F. 
Schoy, E. Caijjoentiez- und Denys zu nennen sind. 
War aber die Heranziehung und sogar Voranstellung Frankreichs 
und Belgiens wenigstens fin die letzte Epoche der Malerei unver- 
meidlich, so könnten die übrigen Länder Europa's ganz ausser Be- 
tracht bleiben , wenn eine Uebersicht über ihre Stellung der Kunst 
gegenüber nicht im Allgemeinen wünschenswerth, dann aber für 
unsern Zweck auch nicht ganz ohne Bedeutung in jenen Fällen 
Wäre, in welchen befruchtende Einflüsse von Deutschland aus in die- 
selbe gelangten. Diess geschah weniger durch Einwanderung deut- 
scher Lehrkräfte und Meister in dieselben, als vielmehr durch Schub 
hing vieler auswärtiger Talente in deutschen Akademien und Ateliers-
	        
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