der Kunst eine Grossinachtstelluimg vindicirt, die der französischen
völlig ebenbürtig erscheint.
Eine dritte Grossmacht in der Kunst aber giebt es jetzt weder
in Europa, noch überhaupt auf der Erde. Denn wenn auch Bel-
gien besonders auf die Entfaltung der Coloristik einen beinahe ebenso
grossen Einfluss auch in Deutschland ausgeübt hat, wie Frank-
reich vorwiegend in realistischer Beziehung, so schlug doch das kunst-
reiche belgische Land nur einige Saiten des Accordes an, der in
Frankreich und Deutschland umfassender und voller erklang, als es
in der wunderbaren Stadt an der Schelde möglich war; namentlich
waren Plastik und Architektur in Belgien mit dem Aufschwunge der
Malerei keineswegs in Harmonie geblieben, sondern waren entweder
verstummt oder auf die Weise des gallischen Nachbars eingegangen.
Gehört auch der belgische Bildhauer lllatlz. Kessels, geb. zu Mastricht
1784, 1- zu Rom 1836, mit G. Schadow zu den ersten, welche das
Banner der Realität auch in der Plastik entrollten, so zeigen doch
die jüngeren Häupter der belgischen Meister in dieser Kunst, Jos.
Geefs, geb. zu Antwerpen 1825, T 1857, und Ch. Geerts, geb. zu
Antwerpen 1808, "i" 1855, eine Beeinflussung durch die Franzosen,
welche die des in Rom lebenden belgischen Altmeisters entschieden
überwog. Daran hielt sich auch die jüngere Generation, zumeist
minder glücklich in Monumentalplastik, wie die neuesten Denkmäler
zu Antwerpen (L. de Ozeypevßs Van Dyk und J. du Gajzds Boduognat)
und von Brüssel (A. Cattieir's John Cockerill) zeigen, als in der Museums-
und Salonbildnerei, worin C. A. Fraikin vielleicht als der begabteste
belgische Meister der Gegenwart hervorragt. Noch weniger Selbst-
ständigkeit zeigen die belgischen Architekten, von Welchen etwa A. F.
Schoy, E. Caijjoentiez- und Denys zu nennen sind.
War aber die Heranziehung und sogar Voranstellung Frankreichs
und Belgiens wenigstens fin die letzte Epoche der Malerei unver-
meidlich, so könnten die übrigen Länder Europa's ganz ausser Be-
tracht bleiben , wenn eine Uebersicht über ihre Stellung der Kunst
gegenüber nicht im Allgemeinen wünschenswerth, dann aber für
unsern Zweck auch nicht ganz ohne Bedeutung in jenen Fällen
Wäre, in welchen befruchtende Einflüsse von Deutschland aus in die-
selbe gelangten. Diess geschah weniger durch Einwanderung deut-
scher Lehrkräfte und Meister in dieselben, als vielmehr durch Schub
hing vieler auswärtiger Talente in deutschen Akademien und Ateliers-