herzustellen, bei Welcher die borroniinischen Curven (ob absichtlich,
wie die Sage will, oder zufällig, muss dahin gestellt bleiben) geradezu
auf das Vorbild einer Rocoeocommode hinführten. Die zufällige
Laune des königlichen Bauherrn spielte überhaupt nicht selten eine
Rolle: kleine Privathäuser mussten sich gelegentlich in das zu weite
Kleid eines römischen Palazzo Barberini oder Borghese stecken,
wobei dann die Rücksicht auf Zweckmässigkeit, die unter der vorigen
Regierung allzu ausschliessend gepflegt worden war, mit Füssen
getreten ward. Selbst einen gothischcn Versuch konnte sich die
Laune des Königs nicht versagen, über dessen Kläglichkeit Ange-
sichts des Nauener Thors in Potsdam kein WVort zu verlieren ist.
Dass überhaupt Friedrich seine baulichen Werke mehr als seine
persönliche Kurzweil, wie die dazu von ihm entworfenen Skizzen,
behandelte und sich an ihnen wie an Experimenten ergötzte, zeigt
auch dessen zunehmende Gleichgültigkeit gegen die Solidität aller
Decoration, wie er denn auch geradezu erklärte, er wolle nicht
wie die Römer für die Nachwelt bauen, es solle nur bei seinem
Leben dauern.
Dass nach diesen Grundsätzen auch der Plastik nur ein sehr küm-
merliches Loos beschieden war, liegt in der Natur der Sache. Der
König räumte ihr nur die Berechtigung für einen flüchtigen Coup
d'oeil ein und so kam die Kunst über erbiirmliche Decorationsstücke
in laerninesk-französischem Styl nicht hinaus. Fremiifs Typen im
S-Contour trieben unkrautartig ihre Schösslinge in den Nischen
wie auf den Balustradcn: halbnackte Allegorien besonders der Jahres-
zeiten wie der verschiedenen geistigen Thätigkeiten und Künste, die
letzten übrigens ein trauriger Ersatz für die verlernen Künste selbst.
Von solchen Balustraden-Bildhauern ist vielleicht F. E. Meyer (T 1'790)
zu nennen, von dem die Statuen an der Bibliothek zu Berlin stam-
men. Die Bildhauerarbeiten waren so schlecht bezahlt, dass sich die
Anfertigung grosser Modelle und die Uebertragung derselben durch
Punktirung nicht verlohnte. Schlütefs Giesshaus war ganz verödet
und der Bronzeguss dergestalt in Vergessenheit gekommen, dass noch
Schadow seine Quadriga in Kupferblech treiben lassen musste, und
nach dessen vergeblichen Bemühungen die Technik des Statuen-
gusses von Stockholm und St. Petersburg nach Berlin zu verpflanzen,
selbst Raucffs Blüchergtatue in Paris gegossen werden musste.
Als das bevorzugte Gebiet der Plastik aber erscheint die Porzellan-