der Akademie zu München dem des Polytechnikums daselbst eben-
bürtig sich gestalten werde, wie auch das Verwaltungsgebäude zu
iLudwigshafen in künstlerischer wie praktischer Beziehung allen
Anforderungen entspricht. Sonst wirken neben dem schon er-
wähnten B. Gottgctrreu, welcher in seiner im Bau begriffenen zweiten
protestantischen Kirche in gothischem Style die Lösung des Pro-
blems, die specifisch modernen Eisenstützen mit der romantischen
Architekttu zu verbinden, in neuer Gestalt darbieten wird, noch
Alb. Geul, in mehreren öffentlichen Gebäuden Frankens und der
Pfalz laeivährt und vorzugsweise in Bezug auf Raumenttvicklilng
rühmenswerth und der talentvolle Aug. Thiersch zugleich als Lehrer
am Polytechnikum. Der Privalbau Münchens aber liegt vorzugsweise
in den Händen A. Schmidfs, welcher jedoch so wenig wie Schulze
und Ka-fflmt, [Iirsclzberg u. A. eine besondere Eigenart darbietet und
selten in die Lage gesetzt ist über Verputzarchitektur hinauszugehen,
Diese aber, bei dem gänzlichen Mangel besseren Materials in der
Umgebung der bayerischen Hauptstadt unvermeidlich, wird einen
bedeutenden Aufschwung der Privatarchitektur Münchens um so
weniger ermöglichen, als die Stadt an reich begüterterm Adel wie
an bürgerlichen Millionären verhältnissmässig arm ist. Des regie-
renden Königs Baulast aber bethätigt sich vornehmlich im Villenbau,
worin F. Dollmann je nach Auftrag bereits in verschiedenen Styl-
richtungen sein universelles Talent erprobt hat.
Der Westen Deutschlands war in den fünfziger Jahren auf-
fallend von der neueren französischen Architektur afiicirt. Ist diess
der westlichen Schweiz verzeihlich, welche seit dem Mittelalter in
aller Cultur mit dem nächsten Nachbar sympathisirte, so war es in
deutschen Städten, wie Mannheim und Frankfurt, mehr Sache
der Mode, die an der Stelle ihres Eintritts in die deutsche Welt
wohl ihre entschiedenste Herrschaft erlangte. Auch Stuttgart
entrichtete ihr einen namhaften Zoll, und besonders der sonst ver-
dienstvolle W. Bärumer gerieth für eine Zeit lang und um so leichter
in die Abhängigkeit derselben, als schon der früher besprochene
Egle durch seine Hinneigung zum Louvrestyl hiezu den Weg geebnet
hatte. Zwar fehlte es nicht an Künstlern, welche die classicistische
Tendenz fortzufristen versuchten, wie namentlich durch A. v. Trjtsch-
ler, den Erbauer der Post und Hypothekenbank geschah, auch huldigten
manche der von C. Walter importirten Berliner Bauweise der
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