Luxembourg zeigt vielmehr an der unter den Adlerfittigen schlafen-
den Hebe des Carrier-Belleuse, oder an Miliets Ariadne eine Schön-
heit und an der Mtitter der Gracchen von Cavellier einen Adel und
eine Noblesse, Welche von den hervorragendsten Glassicistcn nicht
übertroffen werden kann. Nur ist eine solche Höhe der Ausführung:
doch auch nicht Regel und besonders vor öffentlichen Denkmälern
erhält man den Eindruck, als habe der Künstler gleich den ersten
flotten Entwurf dem Giesser überantwortet. Namentlich verliert aber
die Kunst ihre Haltung, wo politische Leidenschaft liinzukömmt, wie
überhaupt leidenschaftliche Darstellungen gewöhnlich das der Bildnerei
gesetzte Mass überschreiten. Die Erregung der vPythiak von Ch.
A. de Boutrgeofs liess sogar, bevor auf der Wiener Ausstellung
die Bezeichnung ersichtlich war, allgemein eine 2FFE1I1COK oder aVOn-
geancea verniuthen. Ganz eminent aber erschienen auf der Aus-
stellung die Thiergruppen, deren Lebendigkeit ein ausserordentliches
Naturstudium voraussetzen liess. Hatte schon der alte A. L. Buryw,
ein Schüler Bosids, mit seinem einen Hasen verzehrenden Jaguar
(Luxembourg) als ein unübertroffener Meister hierin gegolten, so be-
währten auch neuestens die Franzosen in Aug. Oain u. a. ihre
Meisterschaft in der Darstellung der Bestien der Wüste. Es muss
zugestanden werden, dass unter den deutschen Bildhauern keiner
dem Menageriestudium ähnliche Erfolge zu danken hat.
Was Deutschland betrifft, so ist der Entwicklungsgang; der
neuesten Plastik im Grossen und Ganzen noch in den Bahnen der
früheren Epoche. Die Mehrzahl der bekannten noch thätigen Meister
sind aus der Rauchschen, RietschePschen oder Schwanthalerischen
Schule hervorgegangen und wurden schon in einem früheren Ab-
schnitte ihrem Schulzusammenhange entsprechend behandelt. Doch
konnte es nicht fehlen, dass der realistische Zug, der in der Malerei
sich so durchschlagend geltend gemacht hat, auch auf die Bildnerei
noch Weiteren Einfluss übte, als er durch die Schadow-Rauclfschc
Schule schon von den Anfängen der modernen Kunst an als be-
rechtigt bezeichnet und entsprechend berücksichtigt worden war.
Weniger als in Berlin die Rauch'sche Richtung hat, wie diess
auch in der geringeren Bedeutung des Meisters lag, die Schwan-
thalefsche in München sich behauptet. Dort hatte Halbig in etwas
abweichendem und minder akademischen Geiste einige tüchtige
Meister herangebildet, vorab Zumbusch, Knoll, A. Hess u. a. S10