Carlsl uhe.
Weimar.
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des Genre und der Landschaft und vornehmlich der letzteren. Für
den Uebertritt (I. Schiclis zur Historie und für den frühen Tod des
liebenswürdigen L. Kachel (vgl. S. 620) entschädigten im Gebiet des
Genre die Erwerbung des schon oben (S. 622) gewürdigten W. Rief-
stahl, welcher durch seine Lieblingsstoffe aus dem Schwarzwalde im
ideellen Sinne schon vorher dem deutschen Südwesten angehört
hatte. Neben ihm sind noch A. Vischer, geb. zu Kiindringen 1826,
als Vertreter des historischen Genre, und C. Baum, geb. zu Heidel-
berg 1826, durch Genre und Thierstücke laekannt, zu nennen. Von
nicht minder gutem Klange, aber zahlreicher sind die Vertreter der
Carlsruher Landschaft, für die der Einfluss von Lessing, Schirmer
und von dem begabten Norweger Hans Gude (vgl. S. 510) nmass-
gebend geworden ist. Der letztere hatte sein in Düsseldorf aus-
schliessliches Stoffgebiet aus seiner nordischen Heimat durch die
deutsche Landschaft erweitert, aber die grossartige Naturauffassung
bewahrt, durch die er schon in der rheinischen Kunststadt sich
einen Platz neben Achenbach errungen hatte. Getreu seinen Leh-
rern Lessing und Schirmer blieb auch Th. Kotsch aus Hannover
(vgl. S. 506), während ein anderer Düsseldorfer, G. Saal aus Coblenz,
nach längerem Aufenthalt in Paris seinen Darstellungen aus dem
hohen Norden mehr Frische zu erringen strebte, als sie seiner etwas
pedantischen Schule eigen war. 'l'refiliche Kräfte, wie Jac. Voll-
ereider, geb. zu Eichstetten 1834, durch seine Waldlandschaften be-
kannt, oder Fr. Starren, der als vormaliger lllatrose sich auf die
ltlarine seines Meisters Gude warf, stellten sich ihm zur Seite, neben
welchen noch A. Härter, G. Os-terroth, W. Sclzrötcr und G. Richard
zu nennen sind.
Im Architekturbild ist hier wieder Aug. r. Bayefs aus Ror-
schach, geb. 1804, zu gedenken, dessen weniger auf WVahrheit denn
auf Schönheit Anspruch machende Strahlen- und Farbeneffekte zu
ideal und zu romantisch sind, als dass er nicht in einer früheren
Periode hätte erwähnt werden müssen, während im Thierstück und
Stillleben zugleich A. Srhepp sich einen geachteten Namen erwor-
ben hat.
Noch lebhafter, aber auch wechselvoller war der neueste Kunst-
aufschwung in der Musenstadt W eim ar, der überdiess sein ganz
besonderes Gepräge dadurch gewann, dass mehre Vorstände der
dortigen Kunstschule direct aus Belgien berufen wurden. Die Ver-